Meeresschlange erzeugt Energie

Eine schottische Firma arbeitet an einem neuartigen Wellenkraft-Generator, der günstigen Strom verspricht.

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Die Bewegungen der Ozeane besitzen genug Energie, um zwei Billionen Watt Elektrizität zu liefern, schätzt das Büro für Energieeffizienz und erneuerbare Energie im amerikanischen Energieministerium. Das Problem: Wie man diese enorme Stromquelle anzapfen kann, ist noch umstritten.

Ein neuer Generator zur Ausnutzung der Wellenkraft, den der britische Anbieter Checkmate SeaEnergy gerade entwickelt, könnte nun dabei helfen, einen Teil des riesigen Potenzials zu erschließen. Sehr passend "Anaconda" genannt, handelt es sich dabei um eine lange, wassergefüllte Gummiröhre, die an beiden Enden geschlossen ist. Derzeit liegt die Technik nur in einem Labormodell vor, doch denkbar ist eine Länge von bis zu 200 Metern bei einem Durchmesser von sieben Metern. Auf dieses Maß hochskaliert soll es möglich werden, ein Megawatt Energie für gut 12 US-Cent pro Kilowattstunde zu erzeugen – das wäre zu anderen Wellenenergietechnologien mehr als konkurrenzfähig.

110 Tonnen Gummi sollen in der Riesen-Anaconda verbaut werden. Damit wäre der Generator leichter und billiger als andere Konzepte auf dem Gebiet, wie John Chaplin, Professor für Bauingenieurswesen an der britischen University of Southampton sagt, der den Stromerzeuger gerade testet. Der einfache Aufbau mit wenigen beweglichen Teilen und Gelenken soll außerdem die Wartung erleichtern. Weil die Röhre biegsam ist, kann sie auch schweres Wetter überstehen. "Wir wissen noch nicht, wie sich Anaconda wirklich bei großen Wellen verhält, doch wir gehen davon aus, dass der Generator durchaus sehr überlebensfähig wäre", meint Chaplin.

Solche Wellengeneratoren könnten, wenn man sie etwa entlang der US-Küste aufbaut, dieser Form der erneuerbaren Energie enorm viel Schwung verleihen. Das zusammenhängende Gebiet der Vereinigten Staaten bietet Wellenenergieressourcen in Höhe von 2100 Terawattstunden pro Jahr – das entspricht der Hälfte des heutigen amerikanischen Energieverbrauchs, wie Roger Bedard vom Electric Power Research Institute sagt, das von der Stromindustrie finanziert wird.

Wie viel dieser Ressource tatsächlich ausgenutzt werden kann, ist jedoch noch völlig unklar, wie Bedard meint. Einer der Gründe dafür: Die Technologie ist noch sehr jung und wird von staatlichen Stellen im Vergleich zu Solar- und Windenergie noch wesentlich geringer unterstützt. Nicht nur in den USA kämen zudem noch große regulatorische und soziale Hürden bei der Umsetzung hinzu. Bedard schätzt deshalb, dass die mögliche maximale Energiemenge eher bei 250 Terawattstunden in den USA liegt. Das wäre immerhin genauso viel Strom, wie derzeit durch Wasserkraft erzeugt wird.

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(bsc)