Homeoffice-Umfrage: Kein starker Trend zurück ins Büro in deutschen Firmen​

Firmen, die ihre Angestellten aus dem Homeoffice wieder ins Büro beordern, sind in Deutschland laut einer Umfrage klar in der Minderheit.

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(Bild: Pheelings media / Shutterstock.com)

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In deutschen Unternehmen ist kein großer Trend zu vermerken, die Angestellten aus dem Homeoffice wieder ins Büro zurückzurufen, wie aus einer Umfrage des ifo-Instituts hervorgeht. Lediglich 12 Prozent der Firmen planten demnach strengere Vorgaben und nur vier Prozent wollten die Arbeit von zu Hause komplett abschaffen. Hingegen wollten 75 Prozent der Unternehmen, in denen Homeoffice möglich ist, dieses auch unverändert beibehalten. 13 Prozent der Dienstleister und acht Prozent der Industrieunternehmen planten sogar flexiblere Homeoffice-Regelungen.

"Diese Ergebnisse widerlegen die Auffassung, dass der Trend zurück in die Büros geht", sagt ifo-Forscher Jean-Victor Alipour laut Mitteilung. "Die öffentliche Berichterstattung konzentriert sich auf einzelne Unternehmen, in denen Homeoffice zurückgefahren werden soll. Das überzeichnet die tatsächliche Entwicklung", führt Alipour aus. Zu ähnlichen Ergebnissen gelangte kürzlich auch schon eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW.

Dabei ist natürlich nicht jede Arbeit auch tauglich fürs Homeoffice. In 79 Prozent der Unternehmen ist die Arbeit von zu Hause laut den ifo-Forschern grundsätzlich möglich. In Großunternehmen sei das noch deutlich häufiger der Fall (93 Prozent) als in kleinen und mittleren Unternehmen (75 Prozent). Dazu kämen Branchenunterschiede: So könnten 82 Prozent der Dienstleister und 89 Prozent der Industrieunternehmen Homeoffice anbieten, aber nur 40 Prozent der Bau- und Handelsunternehmen. Branchenübergreifend sei es jedenfalls nur eine Minderheit, die die Heimarbeit einschränken oder abschaffen wolle. "Homeoffice ist und bleibt in Deutschland fest verankert", schlussfolgert Alipour. "Die Uhren drehen sich nicht auf 2019 zurück."

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Insbesondere Spitzen der Techbranche, vor allem in den USA, gingen immer wieder mit Äußerungen gegen das Homeoffice in die Öffentlichkeit und beorderten die Angestellten zumindest teilweise zurück ins Büro. Jüngstes Beispiel dafür ist der Oneplus-Mitgründer Carl Pei mit seinem Smartphone-Start-up Nothing in London: Alle 450 Angestellten sollen wieder fünf Tage die Woche in Präsenz arbeiten, teilt Pei mit. Die enge Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen, die man brauche, ebenso wie das hohe Arbeitstempo bei Nothing ließen sich remote einfach nicht abbilden, argumentiert Pei in seinem auf Linkedin geposteten Brief an die Mitarbeiter.

Einer Umfrage des Dienstleister Bamboo HR zufolge könnte so mancher US-Manager die Pflicht zur Rückkehr ins Büro auch als eine Art versteckten Stellenabbau vorangetrieben haben. 25 Prozent des höheren Managements unter den Befragten sollen sich demnach erhofft haben, einen Teil der Angestellten zur freiwilligen Kündigung zu bewegen. Hierzulande sorgte etwa SAP-Chef Christian Klein für Unmut in der Belegschaft, als die liberalen Homeoffice-Regeln im Softwarekonzern durch eine dreitägige Präsenzpflicht ersetzt wurden.

(axk)