Meinung: Die unwürdigen Bilder des James Foley

Der amerikanische Journalist James Foley wurde erst verschleppt und dann auf zynische Weise vor laufender Kamera ermordet. Die Empörung im Westen war groß, der Umgang vieler Medien mit den Bildern der Hinrichtung ist allerdings ebenfalls empörenswert.

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Von
  • Sascha Steinhoff

Im November 2012 wurde James Foley in Syrien verschleppt, sein Schicksal war lange ungewiß. In dieser Woche tauchte ein Video auf, in dem Islamisten ihn erst vor laufender Kamera in perfider Weise erniedrigten und dann ermordeten. Er war US-Amerikaner und obendrein noch Journalist und damit das perfekte Ziel für den Medienkrieg der Dschihadisten. Foley reiste in die arabischen Krisengebiete, um das Elend der notleidenden Bevölkerung zu dokumentieren. Man muss ein Idealist sein, wenn man sich selbst in diese Gefahr begibt, um auf die menschgemachten Mißstände einer Region hinzuweisen, die fern der eigenen Heimat liegt.

Ein Kommentar von Sascha Steinhoff

Sascha Steinhoff ist Redakteur bei c't Digitale Fotografie und schreibt seit 2008 regelmäßig über techniklastige Fotothemen. Privat ist er seit analogen Zeiten bekennender Nikon-Fanboy, beruflich ist er da flexibler. Als Softwarespezialist kümmert er sich insbesondere um die Themen Raw-Konvertierung, Bildbearbeitung und Bildarchivierung.

Seine von weit weniger edlen Motiven getriebenen Peiniger, soviel kann man jetzt schon sagen, haben mit ihrer schändlichen Tat jedenfalls den perfekten PR-Coup in eigener Sache gelandet. Und zwar deswegen, weil sich die westlichen Medien in großer Zahl so fügsam vor den Karren der Islamisten spannen liessen.

Dass religiöse Irre, die im übrigen auch bei ihren Glaubensbrüdern auf offene Ablehnung stoßen, die Mißhandlung und auch die Ermordung ihrer Opfer filmen, ist eine schlimme Sache. Dass viele Medien der sogenannten freien Welt diese Bilder dann zur Berichterstattung verwenden, ist nicht nur völlig geschmacklos, sondern auch sehr dumm. Bild, Express, Welt, Blick und unzählige Fernsehsendungen mochten auf den Schockeffekt der Originalbilder nicht verzichten. Die Hinrichtung selbst blieb einem zwar erspart, aber wie Foley im Angesicht des nahenden Todes vor seinen Entführern knien musste, das wurde dann schon gezeigt.

Nun, genau dafür hatten die Entführer das Video ja auch gedreht.

Der intelligentere Teil der deutsche Medienlandschaft weigerte sich, diese Bilder zu zeigen. Wer sich über die Tat empört, darf den Tätern keine Plattform bieten. Wenn man das Video ganz oder in Teilen in den Medien oder in sozialen Netzwerken veröffentlicht, tut man aber genau das. Es ist vor allem aber auch eine Sache des Respekts und der Pietät gegenüber dem Verstorbenen, dass man ihn so ihm Gedächtnis behält, wie er selbstbestimmt und frei gelebt hat. Und nicht so, wie seine Peiniger ihr vorgeführt haben, um Werbung in eigener Sache zu betreiben.

(sts)