Cebit

Messe-Chef zieht positives Fazit

Die CeBIT-Veranstalter sehen ihr Konzept aufgehen. Zwar seien Endverbraucher auf der ITK-Messe willkommen, doch bewahre der Fachbesucheranteil von 85 Prozent die CeBIT vor einem Schicksal à la Comdex.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Obwohl die CeBIT im zwanzigsten Jahr als eigenständige Messe erneut einen Besucherrückgang auf rund 450.000 hinnehmen musste, zeigten sich Veranstalter und Branchenvertreter zufrieden mit dem Verlauf der heute zu Ende gehenden Messe. Mit 6262 blieb die Zahl der Aussteller –, davon rund 3300 aus dem Ausland – gegenüber dem Vorjahr nahezu konstant. Die Aussteller melden einen Zuwachs an Vertragsabschlüssen während der Messe um rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Der Fachbesucheranteil von 85 Prozent belegt für Messe-Chef Ernst Raue den hohen Grad an Professionalität der Messegäste und untermauere die Spitzenstellung der CeBIT als "weltweit wichtigste B2B-Plattform der ITK-Industrie". Raue betonte, das Konzept der CeBIT als Fachbesuchermesse sei "gesetzt", da es die CeBIT vor dem Aus – wie die "Comdex" in den USA – beziehungsweise dem Niedergang bewahre, den konkurrierende Veranstaltungen durchliefen. Auch die CeBIT musste Federn lassen. Im Boom der Jahrtausendwende drohten die Messe und die Stadt Hannover noch förmlich aus den Nähten zu platzen: 2001 meldete die CeBIT mit 830.000 einen absoluten Besucherrekord.

Die in diesem Jahr zum ersten Mal parallel zur CeBIT veranstaltete Sonderschau für Consumer Electronics (CE) digital living bezeichneten die Veranstalter trotz ihres experimentellen Charakters als Erfolg. Von den rund 150.000 Besuchern der digital living in der Halle 27 hätten die allermeisten (148.000) ein CeBIT-Ticket besessen. Alternativ konnten Besucher für zehn Euro Tickets erwerben, die nur für die Halle 27 galten. Die Ausgliederung in eine separate Halle sei auf Wunsch der Aussteller erfolgt, um die CeBIT vor einem Ansturm reiner Endverbraucher zu schützen. Bekäme die CeBIT das Image einer Konsumentenmesse, seien etliche Aussteller nicht länger bereit, Millionenbeträge in ihren Messeauftritt zu investieren, prognostizierte Messe-Chef Raue. Raue wollte nicht darüber spekulieren, inwieweit die am südwestlichen Ende des Messegeländes gelegene Halle 27 für viele als digital-living-Besucher gezählte Personen nicht lediglich Durchgangsort zwischen Parkplätzen und CeBIT-Gelände beziehungsweise ein Fluchtpunkt vor dem in der ersten Messehälfte erneut garstigen Wetter war. Dies hätte man die Besucher selbst fragen müssen, die Zählungen an den Drehkreuzen gäben darüber keinen Aufschluss.

Das Bitkom-Präsidiumsmitglied Harald Stöber, im Hauptberuf Chef des Telecom-Anbieters Arcor, forderte ebenso, den B2B-Charakter der CeBIT zu wahren. Die CeBIT dürfe kein "zweites Leipzig" werden, forderte Stöber mit Blick auf die Spielemesse Games Convention, die in der Sachsenmetropole beheimatet ist. Anstelle der Spieler wolle die Branche in Hannover die CE-Fachhändler und die Spieleentwickler sehen. Auch DSL-Anbieter wie Arcor erhoffen sich Umsatzsteigerungen dank Online-Gaming.

Stöber lobte den Erfolg des neuen Messeschwerpunkts RFID, bezeichnete den Public Sector Parc in Halle 9 als inzwischen voll etablierte Plattform für den Austausch von IT-Spezialisten sowie Verwaltung und wünschte dem Bereich eHealth ähnlichen Erfolg. Zugleich betonte der Bitkom-Präside, dass sich die CeBIT in einer Phase des Umbruchs befinde. Das "schwierige" Wettbewerbsumfeld aus Spezialveranstaltungen und Hausmessen einzelner ITK-Anbieter zwinge ständige Anpassungsbereitschaft des Branchenevents. Zumindest in die Rhetorik des Vorstands der Deutschen Messe AG hatte diese Erkenntnis bereits vor Eröffnung der CeBIT 2006 Eingang gefunden. (ssu)