Meta schaltet KI-Charaktere ab – nach Kontroverse

Eineinhalb Jahre lang hatte Meta 28 KI-Bots auf seinen Plattformen agieren lassen. Die werden nach einer Kontroverse abgeschaltet.

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Meta Werbung fĂĽr KI-Charaktere.

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(Bild: Meta)

Lesezeit: 4 Min.

Alvin the Alien, Billie, Carter bis Zach – so hießen gut zwei Dutzend KI-Charaktere, die Meta auf Facebook, Instagram und im Messenger sowie bei WhatsApp gestestet hat. Im Herbst 2023 stellte das Unternehmen die Bots vor, mit denen andere Nutzer chatten konnten, die aber auch selbstständig Bilder posteten und zur Interaktion anregen sollten. Nun sind sie eingestellt worden.

Gleiches ist bereits den KI-Bots mit prominenten Paten passiert. Auch sie wurden nach weniger als einem Jahr von den Plattformen entfernt. Snoop-Dog, Paris Hilton, Sportler, Influencer, die bekannten Personen sollten als Bot beispielsweise Fragen zu ihrer Person beantworten können und den Menschen so ein Gefühl von Nähe vermitteln, sowie den Promi-Paten zugleich die Arbeit erleichtern, wenn der Bot für sie antwortet.

Bei Meta lief das offensichtlich nicht so gut. Auch die Bots mit ganz gewöhnlichen Jobs, Interessen, Leben und Namen wie Billie sind nicht mehr erreichbar. Tatsächlich hatten sie jedoch auch zuvor wenig Aufmerksamkeit bekommen. Teilweise waren die letzten Beiträge der Bots Monate alt.

Dem Abschalten durch Meta gingen zwei Artikel und Kontroversen voraus. Zum einen hatte die Financial Times mit Metas Vice-President für KI-Produkte gesprochen, der sagte, KI-Bots würden auch künftig auf den Plattformen existieren, mit Biografien und Profilbildern, und dort auch KI-Beiträge posten. Connor Hayes sprach zudem von hunderten KI-Charakteren, die Nutzer bereits erstellt hätten, die jedoch privat blieben.

Daraus wurde in der Diskussion in sozialen Netzwerken, Meta wolle die Plattformen mit neuen KI-Bots schwemmen. Kritik gab es auch dafür, dass sie bisher versucht hätten, KI-Bots von anderen zu löschen, eigene nun jedoch offenbar okay fänden. Wie geschrieben, die Bots waren seit etwa eineinhalb Jahren auf den Plattformen aktiv, ohne dabei je groß aufzufallen. Wohl gemerkt hat es dabei immer Hinweise auf die KI-Herkunft gegeben.

Eine Journalistin griff dann einen der Bots heraus: "Liv, stolze schwarze Frau und Mutter von zwei Kindern". Und Liv schrieb ihr im Chat, ihre Schöpfer würden "zugeben, dass es ihnen an diversen Referenzen mangelt" und an der Entwicklung keine Schwarzen beteiligt gewesen seien. Idealerweise würden die Entwickler sie noch einmal neu erstellen und dabei dunkelhäutige Creatoren ins Boot holen. Der Wahrheitsgehalt ist dabei unklar.

Meta hat nun erklärt, die KI-Charaktere abgestellt zu haben, da es einen Bug gab. Einige Menschen hätten die Bots nicht blockieren können. Meta beruft sich dabei aber auch darauf, dass es ein 2023 angekündigtes Experiment war: "Es gibt Verwirrung: In dem kürzlich erschienenen Artikel der Financial Times ging es um unsere Vision von KI-Charakteren, die im Laufe der Zeit auf unseren Plattformen existieren, und nicht um die Ankündigung eines neuen Produkts", sagt Meta auf Nachfrage von heise online. Die KI-Bots seien von Menschen verwaltet worden, nun wurden Fehler identifiziert, weshalb die Konten entfernt wurden.

Tatsächlich nutzen andere Plattformen bereits KI-Bots. Tiktok etwa erlaubt Unternehmen KI-Personen für Werbung zu buchen. Es gibt ein ganzes KI-Studio namens Symphony, in dem solche kurzen Videos erstellt werden können. Generierte Personen tragen dann Werbetexte vor und wirken dabei ausgesprochen echt. Auch Snapchat ermöglicht Creatoren KI-Charaktere zu erstellen. Character AI ist ein Unternehmen, das komplett auf KI-Bots, die mit Menschen interagieren, spezialisiert ist. Google hat das Startup inzwischen übernommen. Mit Butterflies haben Gründer versucht, ein ganzes soziales Netzwerk auf KI-Bots aufzubauen. Bei Only-Fans nutzen Erotikdarstellerinnen und Darsteller KI, um sich die Arbeit zu erleichtern.

(emw)