Meta testet Gesichtserkennung gegen Scam und zur Wiederherstellung von Profilen

Der Facebook-Konzern will Gesichtserkennung nutzen, um Scam-Versuche besser zu erkennen. Video-Selfies sollen helfen, verlorene Nutzerkonten wiederherzustellen.

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Frau mit rotem Mundschutz und Scan-Punkten und -Linien über Gesicht
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Frank Schräer
Inhaltsverzeichnis

Meta Platforms plant mit Gesichtserkennung gegen Scammer vorzugehen, die mit bekannten Persönlichkeiten werben oder sich als solche ausgeben. Denn Werbekampagnen etwa bei Facebook werden automatisiert geprüft, wobei Methoden Künstlicher Intelligenz wie maschinelles Lernen genutzt werden. Jetzt wird dafür testweise Gesichtserkennung hinzugezogen. Das testet der Facebook-Konzern auch bei verlorenen Zugängen zu eigenen Profilen. Künftig sollen auch Video-Selfies zur Identifikation und damit zur Wiederherstellung von Nutzerkonten genügen, wenn das erkannte Gesicht zu Bildern des Profils passt.

Dabei hat der Konzern keine guten Erfahrungen mit Gesichtserkennung. Jahrelang hatte Facebook die Gesichter mehr als einer Milliarde Menschen biometrisch ausgewertet – oft ohne Einwilligung. Nach Protesten von Bürgerrechtlern 2021 hat Meta Facebooks Gesichtserkennungs-Profile gelöscht. Verklagt wurde das Unternehmen trotzdem. 2022 hat Meta Nutzer in Illinois wegen der unerlaubten Gesichtserkennung in Facebook entschädigt, was auf 650 Millionen US-Dollar hinauslief. Teurer wurde es in Texas. Dort kostete die Gesichtserkennung Meta 1,4 Milliarden Dollar.

Jetzt will der Facebook-Konzern Gesichtserkennung produktiv zu positiven Zwecken verwenden. Ein Ansatzpunkt ist der Kampf gegen Scam auf den eigenen Plattformen. Scammer nutzen oft Bilder bekannter Persönlichkeiten, um für ihr Angebot zu werben und Klicks zu generieren (Celeb-Bait). Solche Angebote würden vielfach dazu genutzt, um persönliche Daten und sogar Geld abzugreifen. Das verstoße gegen die Nutzungsbedingungen, schreibt Meta, und würde den Nutzern schaden.

Da Werbung auf den Meta-Plattformen nicht von Menschen, sondern automatisiert geprüft und freigegeben wird, würden manche Scamming-Methoden nicht erkannt. Nun will der Konzern Gesichtserkennung einsetzen, um missbräuchliche Kampagnen mit Prominenten besser herausfiltern zu können. Das habe Meta mit einer kleinen Gruppe von Berühmtheiten erfolgreich getestet und werde in den kommenden Wochen ausgebaut. Die betroffenen Personen werden darüber informiert und können selbst entscheiden, ob sie daran teilnehmen (Opt-out). Meta verspricht, alle während des Prozesses der Gesichtserkennung gesammelten Daten nach Abschluss der Prüfung zu löschen.

Das gilt auch bei der Prüfung von Scammern, die sich selbst als bekannte Persönlichkeit ausgeben. Einige würden entsprechende Profile auf den Plattformen Metas anlegen und etwa Produkte und Investitionen anpreisen, um Opfer dazu zu bringen, Daten oder Geld zu senden. Mit einer Prüfung per Gesichtserkennung von Profilbildern würden solche Methoden schneller erkannt, wenn diese Bilder mit den realen Profilen dieser Personen auf Facebook oder Instagram verglichen werden können. Dieses Verfahren soll in Kürze getestet werden.

Gesichtserkennung soll aber auch dabei helfen, einen verlorenen Zugang zu Facebook oder Instagram wiederherzustellen, etwa wenn der Nutzer sein Kennwort vergessen, sein Gerät verloren oder jemand anderes den Zugang erlangt hat. Sollte ein Nutzerkonto kompromittiert worden sein, verlangt Meta bislang die Vorlage eines Ausweises oder eines anderen offiziellen Dokuments mit dem Namen des Nutzers.

Jetzt testet der Konzern Video-Selfies, um die Identität des Nutzers zu verifizieren. Das sei vergleichbar mit der Gesichtserkennung zum Entsperren eines Smartphones. Sobald das Video-Selfie hochgeladen wurde, werde es verschlüsselt und gesichert abgespeichert. Das Video werde niemals öffentlich zugänglich gemacht und nach Überprüfung gelöscht – unabhängig davon, ob die Identifikation gelungen ist oder nicht.

Zwar würden die Tests mit Gesichtserkennung weltweit durchgeführt, aber nicht in Großbritannien und der EU. In diesen Staaten erfordern strengere Datenschutzgesetze die explizite Einwilligung solcher Methoden. "Wir stehen im Dialog mit der britischen Regulierungsbehörde, politischen Entscheidungsträgern und anderen Experten, während die Tests voranschreiten", erklärt ein Meta-Sprecher. "Wir werden weiterhin das Feedback von Experten einholen und Anpassungen vornehmen, während sich die Funktionen weiterentwickeln."

Die Gesichtserkennung zu Sicherheitszwecken und zum Kampf gegen Scam könnte ein Teil der Strategie Metas sein, europäische Gesetzgeber zur Öffnung von Datenschutzvorschriften zu bewegen, schreibt Techcrunch. Schließlich will auch der Facebook-Konzern mehr Daten sammeln, um etwa seine Ambitionen bei Künstlicher Intelligenz zu untermauern.

(fds)