Micronas verkauft Consumer-Chipsparte und entlässt bis zu 900 Mitarbeiter

Der schweizerisch-deutsche Halbleiterhersteller entlässt angesichts der Finanzkrise die Hälfte seiner Belegschaft; am Standort Freiburg sind 500 bis 600 Mitarbeiter betroffen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 26 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Auch den schweizerisch-deutschen Chiphersteller Micronas trifft die Finanzkrise hart: Die bereits 2007 begonnenen Umstruktierungsmaßnahmen hätten zwar gegriffen und die Kosten reduziert, doch die Umsätze sind 2008 so stark eingebrochen, dass nun keine Aussichten auf eine kurzfristige Besserung der wirtschaftlichen Situation bestehen, meldet das Unternehmen.

Man suche nun einen Käufer für die Consumer-Sparte, die Halbleiterbauelemente für Audio- und Video-Geräte entwickelt und produziert, etwa für DVB-Fernsehempfang, zur Bildverarbeitung in digitalen Fernsehgeräten oder für USB-Soundkarten. Micronas war einer der ersten Hersteller von MP3-Decoderchips und kooperierte mit dem Fraunhofer-Institut, das die MP3-Technik entwickelt hat.

Bereits 2007 hatte Micronas den Abbau von 300 Arbeitsplätzen in der operativen Zentrale in Freiburg/Breisgau sowie in Zürich angekündigt; die 2005 eröffnete Niederlassung in Shanghai sollte damals hingegen gestärkt werden, um Kosten zu senken. Insgesamt hatte Micronas Ende 2008 1756 Mitarbeiter, davon 935 in der Produktion und 350 in Forschung und Entwicklung.

Der Umsatz in der Consumer-Sparte fiel 2008 im Vergleich zum Vorjahr um 20,6 Prozent auf 396 Millionen Schweizer Franken; im vierten Quartal brach der Umsatz im Vergleich zum dritten Quartal sogar um 24,6 Prozent ein. Als Resultat lief hier 2008 ein operativer Verlust (EBIT) von 94,3 Millionen Schweizer Franken auf.

Trotz eines abrupten Abschwungs im vierten Quartal – Umsatzminus: 18,7 Prozent im Vergleich zum Q3/08 – kam die Automotive/Industrial-Sparte besser weg, am Jahresende 2008 waren es mit 201,6 Millionen Schweizer Franken um 5,9 Prozent weniger Umsatz als 2007. Insgesamt hat das Jahr 2008 Micronas Verluste in Höhe von 52,5 Millionen Schweizer Franken nach Steuern gebracht.

Das Unternehmen spricht bereits mit potenziellen Käufern für einen Teil der Consumer-Chipsparte, die auch die dort beschäftigten Mitarbeiter übernehmen wollen. Der restliche Teil der Consumer-Chipsparte soll geschlossen werden, in der Freiburger Zentrale müssen weitere Mitarbeiter gehen. Insgesamt sollen 800 bis 900 Jobs wegfallen, wovon mit 500 bis 600 Menschen der Standort Freiburg am stärksten betroffen ist. Vom 16 Februar bis zum 1. März soll die Produktion komplett stillstehen. (ciw)