Microsoft: Einsatz von Windows auf ARM-Servern kommt nicht so bald

Auf einer Konferenz über Technik für Rechenzentren beurteilte ein hochrangiger Microsoft-Manager den Einsatz von ARM-SoCs skeptisch.

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Von
  • Christof Windeck

Obwohl Microsoft angekündigt hat, dass es von der nächsten Windows-Generation auch Versionen für Computer mit ARM-Prozessoren geben wird, scheint ein dafür geeignetes Server-Betriebssystem noch in weiter Ferne zu liegen. Der Microsoft-Mitarbeiter Dileep Bhandarkar äußerte sich dazu in seiner Keynote auf der Linley Tech Data Center Conference jedenfalls äußerst skeptisch. Laut EETimes sagte er, nach seiner Erfahrung sei der Wechsel des (CPU-)Befehlssatzes (Instruction Set Architecture, ISA) "sehr schmerzhaft", weshalb man ihn gewöhnlich erst dann durchführe, wenn die alternative Plattform erhebliche und nachhaltige Vorteile verspreche.

Bhandarkar erwähnte "über den Daumen gepeilt" einen "Faktor zwei" beim Preisleistungsverhältnis oder der Rechenleistung pro Watt – und das sei bei (bisherigen) ARM-SoCs schlichtweg nicht der Fall. Es freue Microsoft aber, so Bhandarkar, wenn ARM den x86-CPU-Herstellern AMD und Intel Feuer unterm Hintern mache. In Rechenzentren für das Cloud Computing erwartet er eher den Einsatz von besonders sparsamen SoCs mit vielen x86-Kernen, also etwa AMD Bobcat oder Intel Atom. John Fruehe von AMD hatte bereits im vergangenen November solche Überlegungen angekündigt und Intel arbeitet daran schon länger. Ein extrem dicht gepackter Atom-Server ist bereits auf dem Markt.

Die eher skeptische Haltung von Bhandarkar zum Einsatz von ARM-SoCs in (Windows-)Servern überrascht weniger, wenn man weiß, dass er 2007 von Intel zu Microsoft wechselte. Bei Intel war er zuletzt "Architect at Large" in der damaligen Digital Enterprise Group.

Bevor Microsoft die Windows-ARM-Unterstützung offiziell angekündigt hatte, gab es bereits Spekulationen über eine Windows-Server-Version für ARM-SoCs. Dabei könnte es sich aber ja auch bloß um eine Art NAS-Betriebssystem handeln, etwa auf Basis einer heutigen Windows-Embedded-Version für ARM. Dr. Bhandarkar verwies auch auf die Vielzahl an Programmen, die unter Windows Server für x86- beziehungsweise x64-Maschinen genutzt wird und erst für ARM-Systeme kompiliert werden müsste. Vor zwei Wochen hatte bereits ARM-CEO Warren East die Erwartungen an ein ARM-Windows gedämpft.

Bei Microsoft arbeitet Bhandarkar daran, effiziente Hardware für die firmeneigenen Cloud-Rechenzentren zu qualifizieren. Diese betreibt Microsoft außer in den USA etwa auch in Irland, hier laufen Dienstleistungen wie Azure und Microsoft Online Services. Laut Bhandarkar will Microsoft demnächst die vierte Generation dicht gepackter Cloud-Server installieren. Sie bestehen aus je zwei Dual-Socket-Mainboards (Half Size) in einem 1-HE-Gehäuse, sodass 96 Server in ein (48-HE-)Rack passen. Auf den Boards sitzen besonders sparsame Quad-Core-Prozessoren, auf denen pro CPU eine virtuelle Maschine läuft. Je vier DIMM-Slots pro physischer CPU sind mit Low-Power-DRAM bestückt, an jedes Board sind vier Festplatten angeschlossen – also acht pro 1-HE-Einschub. Pro Rack stehen demnach 384 virtuelle Maschinen mit je einer Platte zur Verfügung. Die Kommunikation läuft über je einen Gigabit-Ethernet-Link pro Board, auf dem aber stets noch ein zweiter ungenutzt bereitsteht. Auf den Boards würde sich mit PCI-Express-Karten 10-Gigabit-Ethernet nachrüsten lassen, doch, so vermutet Bhandarkar, werde das wohl erst in einigen Jahren nötig sein. (ciw)