Microsoft-Forschungszentrum in Aachen offiziell eröffnet

Im European Microsoft Innovation Center in Aachen wird zwar bereits seit einem Jahr gearbeitet, die offizielle Eröffnung fand aber wegen Terminproblemen erst heute statt.

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Von
  • Detlef Borchers

Obwohl es bereits vor einem Jahr die Arbeit aufnahm, wurde heute erst das vierte europäische Forschungszentrum von Microsoft in Aachen eröffnet. Es firmiert unter dem Namen European Microsoft Innovation Center (EMIC) und soll sich hauptsächlich um Forschungen kümmern, die im Verbund mit anderen Forschungszentren und Universitäten durchgeführt und von der EU bezuschusst werden. Aus der Perspektive von Microsoft sind dies Projekte, die ohne Kooperation mit Forschungseinrichtungen nicht durchführbar sind. Microsofts Europa-Chef Jean-Philippe Courtois begrüßte denn auch die neue "Möglichkeit, mit öffentlichen wie privaten Institutionen in ganz Europa zusammenzuarbeiten, um unsere gemeinsamen Ziele zu verfolgen".

Als Eröffnungsredner betonten Bundesinnenminister Otto Schily und NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück die Bedeutung des Forschungsstandortes Deutschland. Steinbrück erklärte die RWTH Aachen zu der Einrichtung, die am engsten mit den Kommissionen der EU zusammenarbeitet. Aus der Zusammenarbeit seien 400 bis 500 junge Firmen entstanden, die den Umkreis von Aachen zu einem "Center of Excellence" transformiert hätten. Schily betonte die Bedeutung von Projekten wie BundOnline und Deutschland-Online für die Forschung und stellte dem EMIC einen erweiterten Dialog mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Aussicht, das er als "Center of Excellence" der regierungsamtlichen Forschung lobte. Als Beweis für die Innovationsfreudigkeit deutscher Politik nannte Schily den kommenden digitalen Personalausweis mit biometrischen Informationen: "Er verbessert nicht nur die allgemeine Sicherheit unseres Landes, sondern bietet darüber hinaus auch einen erhöhten Nutzen durch digitale Sicherheit bei der Geschäftsabwicklung im eCommerce", so Schily.

Zur Eröffnung des EMIC, an dem derzeit zwölf Forscher arbeiten, wurden dem Publikum zwei Beispiele aus der aktuellen Forschung präsentiert. Aus dem Projekt Future of Identity in the Information Society (FIDIS) zeigten die Forscher eine Anwendung, bei der ein liegengebliebener Autofahrer sich bei einer Hilfszentrale meldet, lokalisiert wird und die Position des Fahrzeugs auf dem PDA des nächstgelegenen Servicetechnikers erscheint. Aus dem Projekt COCOON zur Entwicklung von semantischen Technologien und mobilen Web Services im Gesundheitswesen wurde ein intelligenter Golfball samt Schläger gezeigt, der von der Umgebungstemperatur über die Geschwindigkeit bis zum Drall alles in Echtzeit auf einem PDA ausgibt. Der Sinn des Projektes besteht in der Analyse, wie Gesundheitsdaten gefährderter Personen im Alltag erhoben werden können.

Für Microsoft ist das EMIC das vierte europäische Forschungszentrum. Neben dem großen Research Center in Cambridge, das seit mehr als zehn Jahren in Betrieb ist, unterhält der Konzern ein Product Localisation Center in Dublin, das über Sprachen und Übersetzungen forscht. Mit der Übernahme von Navision kam ein Forschungszentrum im dänischen Vedbaek hinzu, das Unternehmensprozesse untersucht und Forschungen im Supply Chain Management betreibt. Die späte offizielle Eröffnung des Aachener EMIC wurde mit Terminproblemen der beteiligten Offiziellen erklärt. Kurz nach der Verhängung der Sanktionen durch die EU-Komission kam der Termin jedoch nicht ungelegen, die weiße Fahne hervorzuholen und zu bekunden, dass das EMIC die Forschungsziele der Europäischen Union unterstützt, bis zum Jahre 2010 Europa zum "wissensbasiertesten Wirtschaftsraum der Welt" umzubauen. (Detlef Borchers) / (anw)