Microsoft-Patent: AR-Brille HoloLens soll Emotionen erkennen
Ein brandneues Patent zeigt, wie sich Microsoft die Zukunft mit AR-Brillen wie Hololens vorstellt: Indem in Echtzeit Körpersprache und Stimme analysiert werden, sollen Brillenträger die emotionale Verfassung ihres Gegenübers besser einschätzen können.
Windows-Hersteller Microsoft wurde in dieser Woche durch das United States Patent and Trademark Office ein neues Patent gewährt. Dabei handelt es sich um eine Technik, die Emotionen von Personen im Sichtfeld eines Augmented-Reality-Brillenträgers anhand von Körpersprache und Audio-Feedback auslesen soll. Auch wenn Microsoft das im Patent beschriebene Head Mounted Display (HMD) nicht explizit benennt – möglicherweise weil es bereits Ende 2012 eingereicht wurde –, geicht es doch sehr der erstmals im Januar 2015 vorgestellten Augmented-Reality-Brille HoloLens; c't berichtete über die AR-Brille HoloLens.
Um Reaktionen auszulesen greift das HMD auf eine Eye-Tracking-Engine zurück, die erkennen soll, wen der Brillenträger gerade anschaut beziehungsweise auf welche Entfernung er gerade fokussiert. Zusätzlich zum Bild erfasst ein Mikrofon im HMD Geräusche in der Umgebung. Die Gesten, Mimik und Geräusche respektive gesprochenen Worte werden dann mit den in einer Datenbank hinterlegten Gesten, Körperhaltung und Sprache abgeglichen. Diese Analyse erfolgt auf externen, drahtlos vernetzten Servern. In der AR-Brille oder dem direkt angeschlossenen Modul laufen nur weniger aufwendige Prozesse wie das Eye-Tracking.
HIlfestellung für Redner und Partylöwen
Als ein mögliches Einsatz-Szenario führt die Patentschrift einen Redner vor Publikum an. Trägt dieser eine Augmented-Reality-Brille, liest das System die Reaktionen der Menschen im Publikum aus. Anhand von Gemurmel, der Körperhaltung oder wandernden Blicken bekommt der Redner angezeigt, wie interessiert das Publikum an seiner Präsentation ist. Als weitere Szenarien werden von Microsoft außerdem romantische Situationen wie beispielsweise ein Date angeführt. Menschen mit Autismus könnte das AR-System helfen, die Reaktion des Gegenübers korrekt einzustufen.
Über weitere Optionen seien die Brillenträger laut dem Patent außerdem in der Lage, die Interpretation der jeweiligen Situation anzupassen. Hier sollen unter anderem geschäftliche Treffen oder Partys zur Auswahl stehen. Abhängig von der jeweiligen Situation fällt das Feedback von HoloLens unterschiedlich aus. So sucht die Brille auf einer Firmenfeier beispielsweise nach bekannten Gesichtern in der Menge und analysiert deren Emotionen, während bei einer Präsentation die Gesamthaltung des Publikums erfasst wird.
Datenjäger und -sammler
Bei Datenschützern und Privatpersonen wird diese Microsoft-Idee sicherlich nicht überall auf Gegenliebe stoßen. Besonders fragwürdig ist die im Patent aufgeführte Datenbank, in der sämtliche Treffen mit Personen und deren Reaktionen gespeichert werden. Laut Microsoft soll sie helfen, diejenigen Menschen schneller zuordnen zu können, mit denen der Träger des HDM bereits in der Vergangenheit interagiert hat.
Im Projekt Google Glas hatten Pläne für solch eine Gesichtserkennung inklusive eingeblendete Informationen über die jeweilige Person Datenschützer auf den Plan gerufen. Allein die in Glass eingebaute Kamera hatte viele Menschen verunsichert und erhebliche Ablehnung ("Glasshole") provoziert. Möglicherweise hat Microsoft mit einer deutlich auffälligeren HMD wie HoloLens weniger Probleme – hier kann niemand übersehen, dass sein Gegenüber eine AR-Brille trägt.
Als alleinigen Erfinder des Patents führt Microsoft Robert Jerauld auf. Er ist als Executive Producer bei den Microsoft Game Studios tätig. In der Vergangenheit arbeitete er unter anderem als Producer für Square Enix America, wo er an der RPG-Reihe Dragon Quest mitgewirkt hat. (uk)