Microsoft: Verfahren um Activision-Deal in Großbritannien zwei Monate ausgesetzt

Es sieht gut aus für Microsoft. Im Gerangel um die Übernahme von Activision hat ein Gericht in London allen Seiten mehr Zeit für eine Lösung eingeräumt.

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Handy mit Logo von Activision Blizzard vor Microsoft-Logo

(Bild: Sergei Elagin/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Knobloch
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Microsofts Berufung gegen die britiche Blockade seiner 69 Milliarden US-Dollar schweren Übernahme des Spieleherstellers Activision Blizzard wurde am Montag von einem Londoner Gericht formell unterbrochen. Damit soll den Parteien mehr Zeit für die Lösung des Streits gegeben werden. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Dem Bericht zufolge hatten sowohl Microsoft, Activision als auch die britische Wettbewerbsbehörde Competition and Markets Authority (CMA) um eine zweimonatige Aussetzung des Verfahrens gebeten, nachdem die CMA erklärt hatte, dass sie ein von Microsoft vorgeschlagenes modifiziertes Angebot prüfen würde. Das Competition Appeal Tribunal (CAT) entschied daraufhin am Montag, dass die für den 28. Juli angesetzte Anhörung der Berufung von Microsoft vertagt werden sollte.

Ende April hatte die CMA als erste große Regulierungsbehörde die Übernahme des "Call of Duty"-Herstellers Activision blockiert. Microsoft habe es nicht geschafft, Bedenken um die Vormachtstellung im Cloud-Gaming-Sektor auszuräumen, hieß es in der Begründung. Microsoft-Chef Brad Smith kritisierte die britische Entscheidung als "schwärzesten Tag" und lobte gleichzeitig die EU-Behörden. Denn die EU-Kommission sieht keine Einwände gegen Microsofts geplanten Kauf von Activision Blizzard und genehmigte die Übernahme.

Die US-amerikanische Kartellbehörde Federal Trade Commission (FTC) wiederum hat sich wie die britische CMA gegen den Zusammenschluss ausgesprochen und diesen vorübergehend blockiert. In der vergangenen Woche aber musste die FTC eine schwere Niederlage einstecken, als ein US-Bundesgericht den FTC-Antrag auf einen vorläufigen Stopp der Übernahme abwies.

Microsoft habe weitreichende Zugeständnisse gemacht und mehrere Vereinbarungen getroffen, um die Inhalte von Activision auf verschiedene Cloud-Gaming-Dienste zu bringen. Die FTC habe dagegen nicht zeigen können, dass die Übernahme des Spiele-Publishers den Wettbewerb erheblich beeinträchtigen könne, hieß es in der Urteilsbegründung. Wenige Tage später scheiterte die FTC mit ihrer Berufung gegen die Entscheidung des Gerichts.

Nun scheint Microsoft auch in Großbritannien Fortschritte zu machen. Die angekündigte zweimonatige Aussetzung des Verfahrens dürfte der US-Konzern nutzen, um direkt mit der CMA darüber zu verhandeln, mit welchen Modifikationen sie den Deal zulassen würde.

In Großbritannien ist der Abschlussbericht der CMA in der Regel das letzte Wort. Die Unternehmen können nach der Veröffentlichung des Berichts keine Abhilfemaßnahmen mehr ergreifen und sich nur noch an die CAT wenden, schreibt Reuters. Doch vergangene Woche, weniger als eine Stunde nach der Entscheidung des US-Bundesgerichts, die Übernahme zu genehmigen, erklärte die CMA, dass sie einen geänderten Vorschlag von Microsoft erneut prüfen könnte.

Alle Seiten beantragten beim CAT daraufhin eine zweimonatige Unterbrechung des Verfahrens, was "der CMA und den Parteien die Möglichkeit geben wird, sich rasch und konstruktiv mit den Vorschlägen von Microsoft auseinanderzusetzen", zitiert Reuters die Anwälte der CMA aus den Gerichtsakten. Ein neustrukturierter Deal könnte dann auch in Großbritannien den Weg für die Übernahme frei machen. Im Moment ist das Vereinigte Königreich das letzte Hindernis für den Abschluss der milliardenschweren Übernahme.

Microsoft möchte Activision Blizzard für 69 Milliarden US-Dollar kaufen, um seine Marktposition in der Spieleindustrie zu festigen. Der Anfang vergangenen Jahres angekündigte Deal wäre die teuerste Übernahme in der Geschichte des US-Tech-Konzerns. Mit der Activision-Übernahme könnte Microsoft nicht nur seine Konsolen- und Abo-Geschäfte stärken, sondern auch seine Präsenz auf dem Mobilmarkt ausbauen. Zu Activision Blizzard gehört nämlich auch die ausgesprochen erfolgreiche Mobilabteilung King, die unter anderem Titel wie "Candy Crush" hervorgebracht hat.

Zu den vehementen Gegnern der Übernahme zählt Microsoft-Konkurrent Sony. Der Playstation-Hersteller bezeichnet den Deal als wettbewerbsschädigend. Microsoft könne nach der Übernahme Preise erhöhen, was unabhängigen Entwicklerstudios schaden könnte, argumentiert das japanische Unternehmen etwa in Schreiben an Kartellbehörden. Die von Activision entwickelte "Call of Duty"-Reihe sei wegen ihrer riesigen Reichweite unersetzbar. Mittelfristig würde laut Sony ein "signifikanter" Teil der Playstation-User zu Microsoft wechseln, sollte die Übernahme samt "Call of Duty"-Spielen genehmigt werden.

(akn)