Microsoft erwägt angeblich kostenlose, werbefinanzierte Software

Der Redmonder Softwarekonzern denkt in verschiedene Richtungen, um sich ein neues Standbein im Internet zu schaffen. Vielleicht bietet Microsoft bald werbefinanzierte Anwendungen an, geht aus internen Strategiepapieren des Unternehmens hervor.

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Microsoft-Software wie Works, Money oder auch das Betriebssystem Windows könnte möglicherweise bald werbefinanziert auf die Desktops kommen. Entsprechende Pläne würden derzeit beim Redmonder Softwarekonzern erwogen, berichten US-amerikanische Medien. Das würde die konsequente Fortsetzung der bisher von dem Konzern unternommenen Schritte in Richtung "Live-Software" bedeuten. Bisher hat Microsoft mit "Windows Live" und "Office Live" erste Dienste seiner neuen Internet-Strategien vorgestellt, die primär Werbeplattformen darstellen.

Seit Lotus-Notes-Erfinder Ray Ozzie zusammen mit seiner Firma Groove Networks im März 2005 von Microsoft übernommen wurde und zum Chief Technology Officer aufstieg, weht anscheinend ein neuer Wind durch die Abteilungen in Redmond, die für strategische Überlegungen zuständig sind. "Da der Markt für Online-Anzeigen wächst und der Verkaufsumsatz nachlässt, benötigen wir eine werbefinanzierte Version unserer Software", haben laut CNet Microsoft-Forscher in einem Strategiepapier für die führenden Manager geschrieben. Diese hatten Anfang dieses Monats auf einem Treffen die stärkere Einbindung des Internet in die Firmenstrategie besprochen. Einen Tag später wurden die neuen Dienste vorgestellt, die "Online-Fortsätze" bestehender Software darstellen.

Derzeit würden bei Microsoft verschiedene Geschäftsmodelle erwogen, zu denen auch die werbefinanzierte Freigabe von Software über das Internet gehört, heißt es in den Medienberichten. Von Microsoft war dazu noch keine Stellungnahme zu erhalten. Dass schnell Pläne entwickelt werden müssen, um nachlassenden Umsätzen auf dem Markt für Software für Verbraucher zu begegnen, ist laut einer vor kurzem bekannt gewordenen internen E-Mail von Bill Gates eine der Forderungen seines Chief Technology Officer. Dem nun aufgetauchten internen Papier ist laut CNet zu entnehmen, dass Microsoft zum Beispiel Powerpoint als werbefinanzierte Software anbieten müsse, wenn die Konkurrenz ähnliches tue.

Bereits im Sommer vorigen Jahres seien in einem Microsoft-Strategiepapier Bedenken wegen nachlassender Umsätze im Privatanwender-Sektor laut geworden. Das Online-Geschäft könne aber davon profitieren, wenn Werbefinanzierung Abonnements vorgezogen würden. Für ein solches Geschäftsmodell eigneten sich Anwendungen, bei denen anzunehmen sei, dass sie oft genutzt würden, wenn der User online ist, zum Beispiel Works, Money oder OneNote, heißt es nun bei Microsoft. Doch es gebe auch weitergehende Bestrebungen, die dazu führen könnten, dass es tatsächlich eine Online-Version des Büropakets Office geben könnte. Hinter dem kürzlich angekündigten "Office Live" verbergen sich ja bisher lediglich Zusatzdienste für lokal installierte Software.

Eine Schlüsselposition in der Microsoft'schen Online-Strategie nehmen die Anfang dieses Jahres initiierten AdCenter ein, über die Werbepartner ihre kontextsensitiven Anzeigen platzieren und verwalten könnten, zum Beispiel auch in einer besonderen Windows-Version. Und weitergehend könnten die AdCenter auch als Schaltzentrale für andere, auch offline angebotene Werbeformen auf verschiedenen Plattformen dienen. Vielleicht wird es also bald Textverarbeitungssoftware von Microsoft geben, in der Adsense-Werbefunktionen auf die Eingabe von Schlüsselwörtern warten, um die geeignete Werbeeinblendung zu starten. Analysten wenden ein, dass der Werbemarkt trotz der gegenwärtigen Wachstumszahlen begrenzt sei und die Verbraucher auch nicht unbegrenzt Werbung zu akzeptieren bereit seien. (anw)