Microsoft erwartet schwierigere Geschäfte mit Firmenkunden

Das Lizenzgeschäft von Microsoft gerät weiter unter Druck, befürchten Firmenmanager -- nach Auslaufen von Upgrade Advantage zögern viele Firmen, die Lizenzverträge zu erneuern.

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Von
  • Jürgen Kuri

Bei einem Treffen mit Analysten erklärte Microsofts Finanzchef John Connors, er erwarte im nächsten Geschäftsjahr kein so starkes Umsatzwachstum bei dem Software-Konzern wie in den vergangenen Jahren. Aber durch striktere Kostenkontrolle würde man die Gewinne stärker als die Umsätze erhöhen können. Die Investitionen in IT stiegen wieder ein bisschen, meinte Connors, aber dies sei weit davon entfernt, was man in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts erlebt habe.

Ein Grund dafür, dass beim Umsatz nicht mehr diese exorbitanten Zuwachsraten erzielt werden könnten, sieht das Microsoft-Management bei den Firmenkunden. Der so gennante deferred revenue (bei Microsoft als unearned revenue geführt und im deutschen Rechnungswesen passiver Rechnungsabgrenzungsposten genannt) wird seit einiger Zeit von Finanzexperten recht genau beobachtet -- musste Microsoft doch schon im vergangenen Jahr einen starken Rückgang bei diesem Bilanzposten verbuchen und meldete auch für das zweite Quartal ein weiteres, höher als erwartet ausgefallenes Schrumpfen dieser Einnahmen.

Deferred revenues sind Umsätze vor allem mit Firmenkunden, die auf Grund von Service-Verträgen, die über mehrere Jahre gelten, oder beispielsweise länger laufende Lizenz-Abschlüssen zwar schon gemacht wurden, auf Grund der langen Laufzeit der Verträge aber erst über die eigentliche Zeitspanne der Vereinbarungen hinweg realisiert und verbucht werden. Im vergangenen Jahr meinte Microsoft, dass sich bei diesem Posten Sicherheitslücken sowie Viren- und Wurm-Angriffe bei Windows-Software direkt auf die Bilanzen auswirkten. Mittlerweile machen einige Analysten aber auch die stärkere Konkurrenz etwa des Open-Source-Systems Linux für die rückläufigen deferred revenues verantwortlich.

Diese Ansicht könnte nun durch Aussagen von Connors gestützt werden, dass das Auslaufen eines Lizenzprogramms (Upgrade Advantage) für Firmenkunden die deferred revenues weiter negativ beeinflussen werde -- die Kunden davon zu überzeugen, neue langfristige Lizenzverträge einzugehen, werde immer schwieriger. Das umstrittene Lizenzprogramm Software Assurance scheint dem Konzern für eine Erneuerung bestehender Lizenzverträge mittlerweile nicht immer hilfreich zu sein. Connors meinte, durch das Auslaufen von Upgrade Advantage entstehe ein Loch von 1,1 Milliarden US-Dollar, das man zu füllen habe. Wenn 10 Prozent der Kunden ihre Lizenzverträge erneuerten, sei man enttäuscht, hieß es in Redmond. Und wenn es mehr als 30 Porzent würden, wäre man überrascht. Analysten erwarten, dass viele dieser Kunden statt langfristiger Lizenzverträge mit Microsoft lieber eine einmalige Software-Lizenz kaufen, um in Zukunft flexibler auf den Markt und auf mit Microsoft konkurrierende, möglicherweise attraktivere Angebote reagieren zu können.

Zu den aktuellen Bilanzen von Microsoft siehe auch: (jk)