Microsoft propagiert einen "sexy PC"

Auf der diesjährigen WinHEC, quasi Microsofts Hardware-Hausmesse, entfachte der Konzern ein Ankündigungsfeuerwerk sondergleichen.

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Von
  • Peter Siering

Auf der diesjährigen WinHEC, quasi Microsofts Hardware-Hausmesse, entfachte der Konzern ein Ankündigungsfeuerwerk sondergleichen. Dass die Redmonder schnell im Ankündigen sind, ist eigentlich nichts Neues, aber die Vitalität überrascht angesichts des bevorstehenden Urteils der US-Justiz dann doch. Das gilt insbesondere deshalb, weil die jüngsten Visionen von Bill Gates im breiteren Sinne fortführen, was mit dem integrierten Web-Browser anfing. Es geht jetzt nicht nur um die Integration des Internet in Windows, sondern um die Integration des PCs in den Haushalt – mit Windows versteht sich.

Auch wenn der PC für Gates trotz des wachsenden Erfolgs von Internet-Terminals und Handhelds immer noch im Mittelpunkt steht, machen die Ankündigungen der WinHEC klar, dass es für Microsoft auch andere Baustellen gibt: Den Markt für Embedded Devices, für den man Windows CE 3 bereithält, große Server-Installationen, für den man zusammen mit zehn OEM-Partnern ein spezielles Vertriebsmodell für Windows 2000 Datacenter Server ersonnen hat, und – last but not least – einen "sexy PC", der das Herzstück des total vernetzten Haushalts bilden soll.

Windows CE 3, das mit dem jüngsten Ableger Pocket PC Fahrt gewinnen könnte, soll im Juni auf den Markt kommen. Um Entwickler dafür zu gewinnen, will Microsoft gleichzeitig Evaluierungsversionen der entsprechenden Werkzeuge zum Download bereitstellen: Mit dem Windows CE Platform Builder lassen sich Embedded Devices für Windows CE zusammenstöpseln und debuggen – letztlich also ein Designwerkzeug für die Softwareseite solcher Geräte, wie es ähnlich schon für die Embedded-Variante von NT 4 zu haben ist. Mit den Embedded Visual Tools 3.0 sollen Programmierer für die jüngste Microsoft-Entwicklung gewonnen werden. Dieser Werkzeugsatz ermöglicht es, mit Visual Basic oder Visual C++ Applikationen auch für Pocket PCs zu entwicklen. Die Bedeutung, die solchen Embedded Devices und Internet Appliances für Microsoft inzwischen haben, unterstreicht die Firma gleich noch mit einer neuen Business-Unit, die sich speziell um diese Geräte kümmern soll – Gates' Meinung hin oder her, der PC sei immer noch der König der Branche.

Der Data Center Server, der eigentlich schon längst angekündigt wurde, soll das Paradepferd in der Windows-2000-Familie werden. Neu ist, dass Microsoft den Vertrieb dieser Super-Server-Version mit zehn Partnern aufzieht, deren Support für eine sachgemäße Einführung sorgen soll. Sehr konkret wurde Microsoft nicht in Bezug auf dieses Produkt. Soweit bisher bekannt ist, soll dieser Server deutlich mehr Prozessoren und RAM unterstützen, als es der Advanced Server kann. Die Vorführung eines solchen Systems von Compaq nutzt Microsoft auch gleich, um ein Itanium-System mit der 64-Bit-Version von Windows 2000 und SQL-Server zu präsentieren.

Bleibt noch der "PC, that's sexy", wie Chad Magendanz einen Prototypen umschrieb, den Microsoft auf der WinHEC präsentierte: Als Betriebssystem soll Whistler laufen, das derzeit als gleichzeitiger Nachfolger von Windows 98 respektive ME und Windows 2000 gehandelt wird. Es ermöglicht unter anderem, dass mehrere Benutzer ihre Anmeldesitzung erhalten können. Nach dem Abmelden laufen geöffnete Anwendungen weiter. Andere Benutzer können sich derweil anmelden und arbeiten. Kehrt der erste Benutzer zurück, findet er seine Applikationen unversehrt vor sich hinwerkelnd vor. Für Microsoft ist das der ideale Familien-PC.

Weitere Gimmicks in diesem zukünftigen Windows: Ein LCD-Pannel am PC, über das elementare Funktionen gesteuert werden können, etwa die Stückauswahl beim Abspielen von Musik; außerdem soll es den E-Mail-Eingang signalisieren. Dazu kommen Unterstützung für Digital-Kameras durch einen Assistenten, der die Bilder ausliest und sie mit wenigen Mausklicks des Benutzer ins Web stellt, ein neuer Media-Player mit angeschlossener Medienbibliothek, die entweder ein spezielles Abspielgerät für die Stereoanlage oder den mobilen Player speist, sowie Spiele mit Spracheingabe. Hinter den Kulissen der totalen Heimvernetzung werkelt natürlich Microsofts Universal-Plug&Play. (ps)