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Microsoft reicht C# bei ECMA ein

Henning Behme

Microsoft hat die objektorientierte Sprache C# jetzt bei der European Computer Manufacturers Association zur Standardisierung eingereicht.

Die von Microsoft kürzlich im Rahmen der sogenannten .NET-Initiative angekündigte [1] Programmiersprache C# haben die Redmonder jetzt bei der European Computer Manufacturers Association (ECMA) eingereicht – mit dem Ziel, die Sprache als Standard durchzusetzen.

Von c|net [2] zitierte Analysten sehen darin den Versuch, das zu tun, was Sun hinsichtlich Java nicht tun wollte, weil die Kalifornier die Kontrolle über Java behalten woll(t)en. Microsoft selbst will C# in der Version 7 des Visual Studio integrieren und will Software-Hersteller dazu ermutigen, C#-Umgebungen auch für andere Betriebssysteme bereitzustellen.

Auf seiner Web-Site für Entwickler bietet Microsoft eine Einführung in C# und eine Sprachreferenz zum Download [3] an. Der Name der Sprache stammt offenbar aus der musikalischen Notation. Das "#"-Zeichen steht dort für die Erhöhung um einen Halbton, die je nach Kontext natürlich auch zu Dissonanzen führen kann. Lautsprachlich heißt die Sprache "C sharp" – eine zusätzliche Andeutung etwa für "C verfeinert".

Soweit bei erster Durchsicht der vorab veröffentlichten Informationen ablesbar, hat Microsoft C# eher von C++ als von C abgeleitet. C# räumt diverse Nachteile von C++ aus. So gibt es, wie bei Java, Garbage Collection und Typsicherheit. Ein Versioning-Mechanismus soll darüber hinaus für binärkompatible Komponenten sorgen. Dem Anschein nach müssen C#-Programme zunächst ähnlich wie Java in einen speziellen Byte-Code übersetzt werden. Microsoft verspricht, dass C# dieselben Bibliotheken zur Verfügung stehen wie allen anderen Sprachen, die im Visual Studio 7 mitgeliefert werden. Bestandteil von ".NET" soll ein Common Language Subset (CLS) sein, der eine Zusammenarbeit von CLS-basierten Sprachen und Bibliotheken sicherstellt.

An C# scheint auch der Autor von Turbo Pascal, Anders Hejlsberg mitzuwirken, den der Software-Riese seinerzeit bei Borland abgeworben [4] hatte. Die von Microsoft veröffentlichte Sprachreferenz nennt ihn jedenfalls neben Scott Wiltamuth als Autor. Was Microsoft des weiteren für seine neue Programmiersprache verspricht, die mit einer Vorabversion von Visual Studio 7 noch dieses Jahr erscheinen soll, klingt vielversprechend: Jedes C#-Objekt ist automatisch auch ein COM-Objekt, es soll nicht mehr nötig sein, dafür spezielle Schnittstellen zu implementieren. Ferner soll es möglich sein, in geeignet markierten Passagen eines C#-Programms auf C++-Code zurückzugreifen – inklusive Zugriff auf die aus C# eigentlich verbannten Pointer. Für .NET soll C# natürlich auch mit Support für XML und SOAP glänzen. (hb [5])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-27368

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/news/NET-soll-Microsofts-Web-Wunderwaffe-werden-26825.html
[2] http://news.cnet.com/news/0-1003-202-2154069.html
[3] http://msdn.microsoft.com/vstudio/nextgen
[4] https://www.heise.de/news/Borland-und-Microsoft-vertragen-sich-wieder-9930.html
[5] mailto:hb@ix.de