Microsoft vs. Google vor Gericht

In der Anhörung vor dem King County Superior Court hat Microsoft seinem ehemaligen Angestellten Kai-Fu Lee vorgeworfen, sich für Google mit Hinweisen auf seine Tätigkeit attraktiv gemacht zu haben.

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Im Tauziehen um den ehemaligen Microsoft-Mitarbeiter Kai-Fu Lee sind Vertreter von Google und aus Redmond am Dienstag zu einer auf zwei Tage angesetzten Anhörung vor Gericht erschienen. Ein Microsoft-Anwalt sagte laut Medienberichten vor Steven Gonzalez, Richter am King County Superior Court in Seattle, Kai-Fu Lee habe Insider-Informationen genutzt, um seinen neuen Job bei Google zu bekommen. Wie angekündigt beantragten die Redmonder eine Verlängerung des Arbeitsverbots für Lee bis zur endgültigen gerichtlichen Klärung des Falls im Januar 2006.

Microsoft behauptet, Lee habe in einer E-Mail an Google-CEO Eric Schmidt sowie an die Unternehmensgründer Sergey Brin und Larry Page geschrieben, er arbeite bei Microsoft als Vice President auf ähnlichen Gebieten, in denen auch der Suchmaschinenspezialist tätig ist. Google wiederum argumentiert, Lee, der vor allem als Spezialist für Spracherkennung und in China tätig werden soll, habe seine wichtigsten Kenntnisse über das Land schon früher als Mitarbeiter von Apple und anderen Unternehmen erworben. Microsoft bausche Lees bisherige Bedeutung für das Engagement in China auf, meint Google. Allerdings argumentiert der Suchmaschinenanbieter auch, falls Lee nicht rechtzeitig beschäftigt werden dürfe, verpasse er im Herbst die wichtige Phase, in der sich chinesische Absolventen auf dem Arbeitsmarkt orientieren. Lee soll zu deren Anwerbung beitragen.

Ende Juli hatte Microsoft eine einstweilige Verfügung gegen die Beschäftigung Kai-Fu Lees bei Google erwirkt. Der Softwareriese sieht das Verhalten von Lee als einen Verstoß gegen -- bei Führungspersonal übliche -- Wettbewerbs- und Verschwiegenheitsklauseln im Arbeitsvertrag und hatte gegen den Wechsel zu Google geklagt. Diese wiederum haben bereits eine Gegenklage eingereicht.

Dabei könnte auch eine eidesstattliche Erklärung des ehemaligen Microsoft-Mitarbeiters Mark Lucovsky ins Spiel kommen. Microsoft-Chef Steve Ballmer sei, als Lucovsky ihm im November 2004 seinen Wechsel zu Google persönlich mitgeteilt habe, äußerst wütend gewesen, habe üble Verwünschungen gegen Eric Schmidt ausgesprochen und einen Stuhl durch sein Büro geworfen. Ballmer hat laut Medienberichten erwidert, Lucovskys Darstellungen seien übertrieben. Er sei sehr wohl enttäuscht gewesen und habe eindringlich versucht, Lucovsky von seinem Vorhaben abzubringen. Seine Darstellung des Gesprächs sei aber nicht korrekt. (anw)