Microsoft will bei Xbox mit Online-Spielen auftrumpfen

Microsoft will sich mit der Online-Offensive endlich gegen die dominierende Playstation 2 von Sony durchsetzen; nach Einschätzung von Beobachtern muss der Konzern aber noch einige Hürden nehmen.

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Von
  • Renate Grimming
  • dpa

Im Kampf um die Vorherrschaft auf dem lukrativen Spielekonsolen-Markt will Microsoft die versammelte Konkurrenz mit Milliarden-Investitionen im Internet übertrumpfen. Bereits im Herbst soll der neue Internet-Service Xbox Live in Nordamerika, Japan und Europa starten, über den Xbox-Spieler online gegeneinander antreten können. Zwei Milliarden US-Dollar will der Softwarekonzern in den kommenden fünf Jahren investieren, um so den bisher enttäuschenden Absatz seines Hightech-Spielzeugs anzukurbeln. Die drei Konkurrenten -- Sony, Nintendo und Microsoft -- hatten in den vergangenen Wochen bereits einen heftigen Preiskrieg entfacht.

Microsoft will sich mit der Online-Offensive endlich gegen die dominierende Playstation 2 des Marktführers Sony durchsetzen. Derzeit richte Microsoft vier Rechenzentren in Seattle und Tukwila (US-Bundesstaat Washington) sowie in Tokio und London ein, um die Netzwerkspiele technisch zu ermöglichen, teilte das Unternehmen rechtzeitig zum Start der Spielemesse Electronic Entertainment Expo (E3) in Los Angeles mit.

Doch um den Verkauf der Xbox anzukurbeln, muss das Unternehmen nach Einschätzung von Branchenexperten noch einige Hürden nehmen. Der neue Online-Dienst könnte die Zukunft des teuren Xbox-Projekts entscheiden. "Wenn Xbox Live ein Erfolg wird, könnte der Service die Kunden überzeugen, eher eine Xbox statt einer Playstation zu kaufen", sagte der Analyst Matt Rosoff. Wenn der Erfolg ausbleibe, könne dies das Scheitern der Xbox bedeuten.

Microsoft jedenfalls gibt sich optimistisch. Die Xbox sei dafür entworfen worden, um Online-Spiele ohne teures Zubehör zu unterstützen. "In weniger als fünf Jahren wird jedes wichtige Spiel Online-Funktionen haben", meinte J. Allard, Xbox-General Manager bei Microsoft. Allard zufolge werden neue Kategorien von Videospielen entstehen, die man nur online gegen- oder miteinander spielen wird.

Auch Sony und Nintendo entwickeln derzeit Online-Angebote. Alle drei konkurrierenden Geräte sind prinzipiell online-fähig, die Unternehmen hatten sich aber bislang beim Ausbau der Angebote zurückgehalten. Nach Angaben des Marktforschungsinstituts Forrester Research vom Februar sind lediglich rund drei Prozent der Haushalte in Europa mit dem notwendigen Breitbandanschluss ausgestattet. Zurzeit sei das Spielen über das Internet für die meisten Kunden noch viel zu teuer, sagte James Lin, ein Analyst der Investment-Bank Jefferies & Co.

In der vergangenen Woche hatten sich Microsoft und Sony eine aggressive Preisschlacht geliefert. Der Preis der ursprünglich teuersten Konsole Xbox liegt in den USA inzwischen gleich auf mit der Playstation 2. "Dieser neue, niedrigere Preis macht die Xbox zur wertvollsten Konsole unter den konkurrierenden Geräten", warb Microsofts Marketing-Chef John ORourke. Darauf will sich der Konzern offensichtlich doch nicht allein verlassen. Schließlich ist ein Ende der Preisspirale nicht abzusehen. Nintendo kündigte am Montag bereits an, den GameCube in den USA nun für knapp 150 statt 199 Dollar anzubieten. (Renate Grimming, dpa) / (jk)