Microsoft will mit Spielkonsole Xbox erstmals Gewinne machen

Die seit dem Xbox-Start im Jahr 2001 mit der Spielkonsole entstandenden Verluste rechtfertigte Robbie Bach, Chef der Microsoft-Sparte Entertainment & Devices, damit, dass der Markteintritt als langfristige Investition zu sehen sei.

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Von
  • Christof Kerkmann
  • dpa

Microsoft will mit Spielkonsolen erstmals in der Unternehmensgeschichte Gewinne machen – und das trotz des Desasters mit den Xbox-Hardwarefehlern und den dafür notwendigen Rückstellungen, die sich allerdings bereits im vergangenen letzten Quartal des Microsoft-Geschäftsjahrs in der Bilanz niederschlugen. "In diesem Geschäftsjahr sind wir sowohl mit der Xbox als auch mit der gesamten Unterhaltungssparte auf Kurs", sagte Robbie Bach, bei Microsoft Chef der Sparte Entertainment & Devices, gegenüber dpa. Im Konkurrenzkampf mit Apples iPod hat der weltgrößte Software-Hersteller jedoch nichts Neues zu vermelden: Wann der Zune-Player nach Europa kommen soll, darüber ließ sich Bach nicht weiter aus.

Die seit dem Xbox-Start im Jahr 2001 entstandenden Verluste rechtfertigte Bach damit, dass der Markteintritt als langfristige Investition zu sehen sei: "Konsolen sind enorm wichtig für die Unterhaltungsbranche, sie sind ein strategischer Anker." Die Xbox habe Microsoft etwa die Vermarktung von Videos und Online-Diensten ermöglicht. So seien in der Community "Xbox live" sieben Millionen zahlende Spieler registriert.

Derzeit hinkt die Xbox beim Absatz der Nintendo-Konsole Wii hinterher. Diese ist zwar technisch unterlegen, hat aber mit kreativen Ideen und einem neuen Controller-Konzept viele Gelegenheitsspieler – so auch Frauen und ältere Menschen – überzeugt. Bach widersprach dem Vorwurf, der Konzern aus Redmond habe diese Zielgruppen vernachlässigt: "Wir kennen diesen Trend." Sport-Simulationen wie "Fifa" oder Musikspiele wie "Guitar Hero" gehörten zu den erfolgreichsten Xbox-Produkten. Den Konkurrenzkampf mit Nintendo spielte er herunter: "Nintendo richtet sich an eine andere Zielgruppe, wir konkurrieren nur in einigen Bereichen."

Trotz neuer Zielgruppen – große Hoffnungen knüpft Microsoft an ein Spiel, das vor allem bei jungen Männern beliebt ist. Der Ego-Shooter "Halo 3" werde ein Meilenstein, hofft Bach: "Wir erwarten die besten Verkaufszahlen in der Geschichte der Spielkonsolen." Vorgänger "Halo 2" ging am ersten Verkaufstag 3,5 Millionen Mal über den Tresen – diese Zahl soll der Nachfolger übertreffen. Wenige Tage vor dem offiziellen Verkaufsstart am 26. September fährt der Konzern nun eine aufwendige Werbekampagne für das Spiel.

Während Microsoft seine Konsole offensiv bewirbt, äußerte sich Bach über den MP3-Spieler Zune zurückhaltend. Zurzeit konzentriere sich das Unternehmen bei der Vermarktung auf die USA. "Wir wollen den Markt erst verstehen", meinte Bach. Er könne daher noch nicht sagen, wann das Konkurrenzprodukt zu Apples iPod in Europa verfügbar sei. Einem Zune-Handy als Antwort auf das iPhone erteilte der Microsoft-Manager eine Absage. "Wir werden bei Mobiltelefonen weiterhin als Software- und Service-Anbieter auftreten", sagte Bach.

In Zukunft will Microsoft verstärkt auch die Wohnzimmer erobern. Mit einer Ausstellung zum "Digital Lifestyle" zeigt der Software- Konzern derzeit in Berlin, wie sich Computer und MP3-Spieler, Fernseher und Spielkonsole vernetzen lassen. Damit ist es zum Beispiel möglich, Urlaubsfotos auf dem Fernseher anzusehen oder die Musik vom MP3-Player im Wohnzimmer laufen zu lassen. Microsoft wolle zeigen, dass die Konfiguration der Geräte einfach ist, sagte Bach: "Der Kunde will nicht darüber nachdenken."

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(Christof Kerkmann, dpa) / (jk)