Mireo Plus H: Neuer Zug tankt zerlegtes Wasser und gibt bald Stoff

Der Wasserstoffzug von Siemens und ein neues Tanksystem der Deutschen Bahn wurden in Krefeld vorgestellt. 2023 starten Testfahrten in Baden-Württemberg.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 42 Kommentare lesen
Der Wasserstoffzug Mireo Plus H von Siemens Mobility

Der Wasserstoffzug Mireo Plus H von Siemens Mobility neben dem mobilen Tanksystem.

(Bild: Deutsche Bahn)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Ein neuer Wasserstoffzug, der ab dem Jahr 2023 in Baden-Württemberg getestet wird, soll eine vollwertige Alternative zu Dieselfahrzeugen bieten, die bislang noch auf vielen Strecken im Einsatz sind. Die Deutsche Bahn und der Hersteller Siemens Mobility stellten den Mireo Plus H in Krefeld vor. Zusammen mit dem Fahrzeug wurde auch ein neuartiges Tanksystem vorgestellt, das den Zug alltagstauglich machen soll.

Ziel des Projekts "H2goesRail" ist es, den Fuhrpark von 3000 Dieselfahrzeugen zu ersetzen. Bis zum Jahr 2030 sollen 75 Prozent des Schienennetzes elektrifiziert werden – so das Ziel der Bundesregierung im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP. Eine komplette Elektrifizierung aller Strecken ist nach Ansicht der Bahn aber nicht möglich. Deshalb erforscht das Staatsunternehmen alternative Antriebe, um die Emissionen auf diese Weise zu senken.

Der zweiteilige Regionalzug mit Wasserstoffantriebssystem soll ein Jahr erprobt werden. Die Reichweite beträgt laut Hersteller bis zu 800 Kilometer, abhängig von Jahreszeit und Strecke. Eine dreiteilige Variante soll sogar eine Reichweite von 1000 Kilometern erreichen. Gegenüber der Ankündigung im Jahr 2020 wurde die Reichweite sogar noch erhöht. Der Aufwand für Wartung und Instandhaltung der Fahrzeuge, die eine Brennstoffzelle und eine Lithium-Ionen-Batterie eingebaut haben, sei gering und die Lebenszykluskosten niedrig.

Der Zug erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h. Die Antriebsleistung von 1,7 MW sorgt für bis zu 1,1 m/s² Beschleunigung. "Jeder ausgelieferte Zug kann über die Lebensdauer von 30 Jahren bis zu 45.000 Tonnen CO₂ gegenüber entsprechenden Autofahrten einsparen", sagte Michael Peter, Geschäftsführer von Siemens Mobility.

Ein Hauptaugenmerk lag auf der Betankung des Zuges. Aufgrund der dicht getakteten Fahrpläne im Regionalverkehr müssen lange Tankzeiten vermieden werden. Dazu wurde ein neuartiges Verfahren mit einem mobilen Speicher entwickelt, das im Test zum Einsatz kommt. Es soll den Zug in 15 Minuten betanken – dies entspricht der Dauer bei den bisher eingesetzten Dieselzügen. Das mobile System ermögliche zudem den Einsatz auch an bislang nicht erschlossenen Strecken.

(Bild: Deutsche Bahn)

Der Wasserstoff wird dazu im DB-Werk Tübingen durch Elektrolyse erzeugt, der dafür notwendige Ökostrom kommt laut Deutscher Bahn direkt aus der Oberleitung. Im sogenannten Elektrolyseur wird Wasser mithilfe von Ökostrom in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. In einem Kompressor verdichtet, wird der Wasserstoff in dem mobilen Speicher gelagert. Vor dem Tanken wird der Wasserstoff jeweils aufbereitet und gekühlt.

Der Zug soll nach einer Testphase ab 2024 ein Jahr lang zwischen Tübingen, Horb und Pforzheim Fahrgästen unterwegs sein und insgesamt 120.000 Kilometer zurücklegen. Die Strecke zeichne sich durch ihren für Regionalzüge typischen Takt und eine abwechslungsreiche Topografie aus. Im Vergleich zu den sonst genutzten Dieselzügen soll der Mireo Plus H 330 Tonnen Kohlendioxid einsparen. Tests eines anderen Zugmodells in Norddeutschland vor drei Jahren verliefen seinerzeit positiv.

Die Instandhaltung soll bei DB Region in Ulm erfolgen. Die dortige Werkstatt wird für die Wasserstofftriebzüge extra umgerüstet.

(mki)