Missing Link: Starke KI in der Rüstung – die Macht über Leben und Tod

Seite 3: Verantwortung

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Für militärische ebenso wie für zivile KI-Anwendungen gilt aber: Was in einem engen Zeithorizont wie eine geringfügige Steigerung des Automatisierungsgrades erscheinen mag, ist immer auch eine grundlegende Entscheidung über den Charakter der KI, mit der zukünftige Generationen werden leben müssen. Eine Politik, die Nachhaltigkeit auf ihre Fahnen geschrieben hat, muss diese Dimension unbedingt in Betracht ziehen. Mehr noch: Sie muss sie an die erste Stelle setzen.

Das ist nicht leicht, keine Frage. Schließlich gibt es angesichts des harten globalen Wettbewerbs immer Angelegenheiten, die dringlicher erscheinen und daher vermeintlich vorrangig geklärt werden müssen, um sich überhaupt die Handlungsfähigkeit zu erhalten. Das enttäuschende Gerangel um den Klimaschutz lässt an der grundsätzlichen Fähigkeit unseres politischen Systems zu langfristigen Entscheidungen zweifeln.

Aber gibt es eine Alternative? Die Bedeutung der KI fürs Militär ist wiederholt mit der der Schusswaffen verglichen worden. Die sind vor 700 Jahren von Europäern entwickelt und sogleich hemmungslos genutzt worden. Sie haben einen Rüstungswettlauf in Gang gesetzt, der mehreren hundert Millionen, vielleicht sogar einer Milliarde Menschen das Leben gekostet hat und uns mit ungebremster Wucht weiterhin vor sich her treibt. Wir haben allen Grund, die Erfinder dieser Technologie zu verfluchen.

Wenn unsere Nachkommen uns in 700 Jahren (wahrscheinlich sogar schon viel früher) nicht ebenso verfluchen sollen, dürfen wir die starke KI nicht meiden, sondern müssen sie bewusst anstreben, sie planvoll und sorgfältig gestalten. Dafür braucht es starke Politiker. Solche, die Geschichte machen wollen. (bme)