Missing Link: Wenn Science-Fiction und Realität die Wege kreuzen

Seite 2: Corona ist kein Killer-Virus

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Corona dagegen, so viel ist mittlerweile klar, ist kein Killer-Virus. Nach den bisherigen Erfahrungen liegt dessen Tödlichkeit offenbar im einstelligen Prozentbereich. Es geht nicht um das Überleben der Menschheit. Es geht ums Überleben von Menschen: In Millionenstädten wie Köln, München, Hamburg oder Berlin sind es zehntausende, in Kleinstädten und Dörfern dutzende bis hunderte.

Das ist schlimm genug, die Verluste werden für alle spürbar sein. Aber es ist nicht mehr der Plot eines Katastrophenfilms. Mit dem misslungenen Versuch, die Ausbreitung des Virus zu verhindern, hat die Realität gewissermaßen das Genre gewechselt. Aus dem SF-Thriller ist ein Sozialdrama geworden, das immer noch mit Science-Fiction-Elementen gewürzt ist und sich wahrscheinlich nach und nach zum Politthriller wandeln wird. Es ist auch kein abendfüllender Spielfilm mehr, sondern eine tägliche Serie, die ein oder zwei Jahre laufen wird.

heise online: Welten / Die c't Stories

heise online und c't werfen mit zwei Science-Fiction-Buchreihen nicht nur einen Blick in die Zukunft. Mit den Reihen "heise online: Welten" und den "c't Stories" wollen wir auch den Blick dafür schärfen, wie Digitalisierung die Welt verändert. Die Bücher sind im d.Punkt-Verlag erhältlich.

Im Mittelpunkt stehen jetzt nicht mehr Sieg oder Niederlage, sondern das Leben mit der Niederlage. Es geht nicht um alles oder nichts, sondern ums Abwägen: Sterbende und Schwerkranke in den Kliniken gegen Kursverluste an den Börsen und Einschränkungen der persönlichen Freiheit, regionale und nationale Interessen gegen kontinentale und globale. Das ist kein geradliniger, atemloser Endzeit-Thriller mehr, sondern ein komplexes Zusammenspiel unterschiedlichster Schicksale. Und immer noch hoch spannend.

Das Corona-Virus ist in der Welt und es wird bleiben. Für viele Menschen wird das in den kommenden Monaten schwere Krankheit und den Tod bedeuten. Für alle anderen geht es bei diesem Kampf nicht ums Überleben, sondern um das Leben mit dem Virus. Und das wird auch das Leben der Menschen untereinander verändern.

(Bild: PopTika/Shutterstock)

Es ist ein neuer Besucher auf unserem Planeten eingetroffen, ein unangenehmer Zeitgenosse, den sich niemand als Nachbarn wünscht, den wir aber auch nicht mehr vertreiben können. Deswegen ist die Kriegsrhetorik, die viele Politiker in letzter Zeit verwendet haben, unangebracht. Militärisch ist dieser Bedrohung nicht beizukommen. Wir müssen uns mit Corona arrangieren. Auch dazu finden sich Anregungen in der Science-Fiction, allerdings weniger in der Katastrophen-SF als in Geschichten von Begegnungen mit außerirdischen Intelligenzen und fremden Lebewesen. Wahrscheinlich werden wir auf Dauer mit Corona so umgehen wie mit der Grippe, uns davor schützen, so gut es geht, und akzeptieren, dass es sie gibt und sie regelmäßig Opfer fordert.

Und so lebten sie miteinander, im ständigen Gerangel und hörten nie auf, sich gegenseitig zu sticheln – das ist als Ende einer Geschichte nicht ganz so spektakulär, wie ein Sieg auf ganzer Linie in letzter Sekunde oder die triumphale Wiederauferstehung nach der totalen Vernichtung. Aber als Happy End geht es allemal durch.

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Auf unterhaltsame Weise ergänzen spannende Geschichten den fachlich tiefschürfenden Inhalt der c't. Einige der Stories gibt es jetzt als Podcast:

(bme)