MobilCom prüft Insolvenzantrag [Update]

MobilCom-Chef Thorsten Grenz und der Wirtschaftsminister Bernd Rohwer sind heute in Büdelsdorf zusammengetroffen, um über die weitere Zukunft des Unternehmens zu beraten.

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Der Mobilfunkanbieter MobilCom prüft nach dem Ende der Finanzierung durch France Telecom die Einreichung eines Antrags auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens. Intern werde dies nun untersucht, sagte ein Unternehmenssprecher am Freitag in Büdelsdorf. "Es sieht schlecht aus." Im Laufe des Tages will das hochverschuldete Unternehmen Stellung beziehen zu der Ankündigung von France Telecom. Zuerst einmal müsse aber der genaue Wortlaut der Mitteilung untersucht werden, sagte der Sprecher. Dabei sei relevant, welche Regelungen France Telecom mit den MobilCom-Kreditgebern getroffen habe.

MobilCom-Gründer und Großaktionär Gerhard Schmid kündigte unterdessen eine eigene Pressekonferenz um 12:30 Uhr an. "France Telecom hat sich -- ausschließlich getrieben von den eigenen Interessen -- aus der Verantwortung gestohlen. Jetzt müssen die Gerichte über das nach meiner Meinung skandalöse und rechtsbrecherische Verhalten von France Telecom urteilen", sagte Schmid in einer ersten Stellungnahme zum Rückzug des halbstaatlichen französischen Konzerns.

MobilCom-Chef Thorsten Grenz und der Wirtschaftsminister Bernd Rohwer sind am Freitag in Büdelsdorf zusammengetroffen, um über die weitere Zukunft des Unternehmens zu beraten. Alle Fakten sollten nun geprüft werden", sagte Rohwer. Finanzhilfen des Landes schließe er nicht aus. Aber hier gelten die Spielregeln, die auch für andere Unternehmen gelten, sagte Rohwer. Die Banken seien nun gefordert. Das Land habe die Pleite nicht verschuldet, von daher könne das Land nun auch nicht die Hauptlast tragen.

"Wir haben gestern versucht, über alle Drähte Einfluss zu nehmen, sagte Rohwer. Damit hat er die Entscheidung in Paris gemeint. Nach Ansicht Rohwers hat die Entscheidung von France Telecom, MobilCom nicht weiter finanziell zu unterstützen, schon vorher festgestanden. Nun müsse ein "konstruktiver Fortsetzungsprozess" erarbeitet werden. Zum Thema UMTS sagte Rohwer: "Ich habe nach wie vor die Ansicht, dass die Preise damals zu hoch getrieben worden sind." Hinterher sei man aber immer schlauer.

Mit scharfer Kritik haben Gewerkschaften und MobilCom-Betriebsrat am Freitagmorgen auf den Ausstieg der France Telecom reagiert. "Dadurch ist die Existenz aller 5 500 Arbeitsplätze in ganz Deutschland gefährdet", sagte IG Metall-Sprecher Kai Petersen. "Wir verkennen nicht, dass France Telecom selbst finanzielle Probleme hat. Aber die Entscheidung ist irrational und von nationalen Interessen geprägt."

"Unsere schlimmsten Befürchtungen sind eingetreten", sagte Büdelsdorfs Bürgermeister Jürgen Hein. Für seine Stadt sei dies ein ein herber Schlag. Er setze auf eine Unterstützung der schleswig-holsteinischen Landesregierung. "Die jetzt drohende Insolvenz wird zeigen, ob es möglich ist, Teile des Unternehmens zu retten", erklärte der Bürgermeister: "Ein bisschen Hoffnung schwingt immer noch mit." Eine Bürgschaft der Stadt werde es für MobilCom aber nicht geben. "Das ist leider eine Dimension, die wir nicht händeln können", erklärte Hein. "Die Leute sind geschockt", sagte der Bürgermeister zur Stimmung im Ort und in der Belegschaft.

Das Bundeskanzleramt ist nach den Worten der schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) wegen der drohenden MobilCom-Pleite in Kontakt mit dem französischen Präsidialamt. Sie wisse aber nicht, ob Bundeskanzler Gerhard Schröder persönlich involviert sei, sagte Simonis am Freitagmorgen im Deutschlandfunk. Die mehrheitlich staatliche France Telecom hatte am Vorabend angekündigt, MobilCom nicht mehr zu unterstützen.

Schleswig-Holstein ist nach den Worten von Simonis bereit, bei der Rettung der Arbeitsplätze bei MobilCom zu helfen. Konkrete Zusagen machte sie aber nicht. Sie hoffe, dass ein guter Insolvenzverwalter die Arbeitsplätze erhalten könne.

Zur Entwicklung bei MobilCom siehe auch: (anw)