GSM-Netz: Telekom setzt Termin für die Abschaltung

Als erster deutscher Netzbetreiber nennt die Deutsche Telekom einen konkreten Termin für die Abschaltung des GSM-Netzes. Auch andere haben das auf der Agenda.

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Verschiedene alte GSM-Handys in einer Schublade

Ab in die Altgerätesammlung: In absehbarer Zeit gilt im Netz der Telekom für alte Einfachhandys "no signal".

(Bild: Konektus Photo/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Die Deutsche Telekom wird voraussichtlich zum 30. Juni 2028 ihr GSM-Netz komplett abschalten. Das teilte das Unternehmen am Dienstag in Bonn mit. Damit nennt erstmals ein deutscher Netzbetreiber einen konkreten Termin für die Abschaltung seines GSM-Netzes (2G). Vodafone und Telefónica lassen sich mehr Zeit.

Die GSM-Netze werden noch für Gespräche mit Einfachhandys, Kurznachrichten und das "Internet of Things" (IoT) genutzt. Die Technik ist veraltet und steht in zahlreichen Ländern vor der Abschaltung. Mit modernen Smartphones können Gespräche auch über die jüngeren und effizienteren Mobilfunkstandards 4G und 5G geführt werden.

"Mit dem frei werdenden 2G-Frequenzspektrum können wir unser Netz weiter verbessern", sagt Abdu Mudesir, Geschäftsführer Technik der Telekom Deutschland. "Wir nutzen die Frequenzen in unserem Netz zukünftig für 4G und 5G, um besonders in ländlichen Bereichen das mobile Surfen noch besser zu machen."

Vodafone lässt sich beim GSM-Aus mehr Zeit und plant, die verfügbaren Netzkapazitäten für 2G voraussichtlich bis Ende 2030 in Deutschland schrittweise abzuschalten. "Zu diesem Zeitpunkt wird die Technologie fast 40 Jahre alt sein, und ein Großteil der zugrunde liegenden Geräte wird bis dahin ausgedient haben und von den Anbietern nicht mehr unterstützt werden", sagte Technik-Chefin Tanja Richter.

Telefónica (O2) betreibt 2G hingegen vorerst weiter und nennt bislang kein Abschaltdatum. Im O2-Netz soll GSM vorerst die Basis für Telefonie und SMS bleiben. Bei etwaigen Änderungen würden die Kundinnen und Kunden "rechtzeitig vorab und gemäß ihrem Vertrag informiert", sagte ein Telefónica-Sprecher. Ein Datum nennt das Unternehmen nicht, empfiehlt aber grundsätzlich "den Umstieg auf zukunftssichere Endgeräte mit 4G und 5G."

Der in Europa entwickelte GSM-Standard (Global System for Mobile Communications) löste in den 1990er Jahren die analogen Mobilfunknetze ab. Das danach eingeführte UMTS (3G) wurde in Deutschland bereits Ende 2021 abgeschaltet. Inzwischen lassen sich mit "Voice over LTE" (VoLTE) und "Voice over New Radio" (VoNR) Telefonate in besserer Qualität auch über 4G und 5G führen.

Andere Länder in Europa schalten ihre GSM-Netze ebenfalls ab, gehen dabei aber unterschiedlich schnell vor. Die Schweiz hat sich bereits 2023 von GSM verabschiedet, hält dafür aber noch bis 2025 an UMTS fest. In Frankreich macht Orange 2025 mit GSM und 2030 mit UMTS Schluss. Schweden will sich bis 2026 von 2G verabschieden, im Vereinigten Königreich ist es 2033 so weit. In Österreich läuft dafür die Abschaltung von 3G, während 2G weiterläuft.

GSM-Abschaltungen treffen nicht nur Besitzer alter Einfachhandys, die ausschließlich im GSM-Netz funken. Diese Geräte funktionieren ab Sommer 2028 im Netz der Telekom nicht mehr; es gilt, auf Smartphones oder LTE-Einfach-Handys umzusteigen. Auch verschiedene IoT-Dienste sind von der Abschaltung betroffen. Dazu gehören etwa vernetzte Stromzähler, Aufzüge oder Alarmanlagen. Anbieter und Nutzer sollten den Austausch der noch verbliebenen alten Funkmodule vorbereiten, empfiehlt die Deutsche Telekom.

(vbr)