Motorola erleidet Niederlage gegen Uzan-Familie

Motorola wollte per Gerichtsentscheid die Sperrung sämtlicher Vermögen der türkischen Unternehmerfamilie erwirken. Ein Zürcher Gericht hat den Antrag abgeschmettert.

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Von
  • Oliver Lau

Ein Gericht im schweizerischen Zürich hat sich gegen den Antrag von Motorola gestellt, die Konten der türkischen Unternehmerfamilie Uzan einzufrieren. Die Anwälte des Chip- und Handy-Herstellers wollen nun gegen die richterliche Entscheidung Berufung einlegen, um doch noch an die mehr als vier Milliarden US-Dollar Entschädigungszahlungen heranzukommen, zu dem ein US-Gericht die Uzans Ende Juli verurteilt hatte. Dies geht aus US-Medienberichten hervor.

Motorola und Nokia hatten im vergangenen Jahr gegen Mitglieder des Uzan-Clans geklagt, weil diese unter dem Vorwand, mit ihrer Telekommunikationsfirma Telsim ein Funknetzwerk in der Türkei aufbauen zu wollen, Kredite in Milliardenhöhe von Motorola und Nokia erschlichen hatten. Tatsächlich, so das Gericht, hätten die Uzans aber den Großteil des Geldes in ihren verschwenderischen Lebensstil gesteckt und damit Motorola und Nokia Schaden zugefügt. Die Gesamtforderung des Gerichts setzt sich zusammen aus dem Kredit in Höhe von 2,1 Milliarden US-Dollar und einer etwa gleich hohen Schadenersatzforderung. Darüber hinaus sollten die Uzans ihre Telsim-Anteile an das Gericht übergeben, damit auch Nokia abgegolten werden könne.

Die Uzans argumentierten in Anbetracht der Entscheidung aus Zürich, dass nun sämtliche Kontensperrungsverfügungen unwirksam seien, so auch der Entscheid des Schweizerischen Bundesgerichts von Anfang August. Diese Behauptung sei nicht haltbar, finden die Motorola-Anwälte, und verweisen auf die "Irrelevanz" des Zürcher Gerichts. Darüber hinaus hätten auch Gerichte in anderen Ländern gegen die Forderungen der Uzans entschieden. Man werde daher bei einer übergeordneten Zürcher Instanz in Berufung gehen.

Die Uzans haben laut US-Medienberichten erneut vorgeschlagen, den Eklat vor einem Schiedsgericht in der Schweiz beizulegen. Der Kopf des Clans, Hakan Uzan, betonte im Anschluss an die Sitzung, dass die Zürcher Entscheidung drei ähnliche Entscheidungen anderer Gerichte stütze. Diese hätten bereits eindeutig formuliert, dass Motorola und Nokia durch das Verhalten der Uzans keinen Schaden erlitten hätten und deshalb alle Parteien ein schiedsrichterliches Verfahren anstreben sollten. (ola)