Musikindustrie verklagt Tauschbörsen-Firma Limewire

Den Labels kommen die versprochenen Veränderungen bei der Limewire-Software, die den Tausch nicht lizenzierter Songs unterbinden sollen, nicht schnell genug voran.

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Von
  • Jürgen Kuri

Eigentlich arbeitet der Hersteller der Tauschbörsensoftware Limewire nach den juristischen Erfolgen der Musikindustrie gegen Grokster und Streamcast an einer Software-Version, die nur noch legalen Musiktausch zulassen soll. Das ging aber der Musikindustrie offensichtlich nicht schnell genug; auch die Hinweise auf den Limewire-Seiten an die Anwender über die rechtmäßige Nutzung von P2P-Software verhinderten nicht, dass einige Labels nun Limewire und die verantwortlichen Manager wegen Verletzung des Urheberrechts vor den Kadi zerren.

In seinem Urteil gegen Grokster und Streamcast hatte der oberste Gerichtshof zwar nicht entschieden, dass Tauschbörsensoftware grundsätzlich illegal sei. Er schloss sich aber der Argumentation der Unterhaltungsindustrie an, dass es bei Grokster und Streamcast Anzeichen dafür gebe, die Software sei explizit mit der Möglichkeit zur Verletzung des Urheberrechts beworben worden. Und wenn dies so sei, dann könnten die Hersteller auch für die Rechtsverletzungen durch Dritte zur Verantwortung gezogen werden. Hersteller von Geräten oder Software, die mit der Möglichkeit zur Copyright-Verletzung promotet würden, könnten auch für die Rechtsverletzungen Dritter, die die Geräte oder die Software nutzten, verantwortlich gemacht werden. Demnach könnten Grokster und StreamCast Networks verklagt werden, wenn die Software von Nutzern für das unerlaubte Tauschen von Musikstücken und Filmen genutzt wird. Filesharing-Dienste sollen keinen Blanco-Scheck für unrechtmäßiges Verhalten bekommen.

Mit diesem Urteil in der Hinterhand ermahnte die US-Musikindustrie immer wieder P2P-Anbieter, sicherzustellen, dass keine urheberrechtlich geschützten und nicht lizenzierten Werke getauscht würden. Laut US-Medien sind an der Klage gegen Limewire nun unter anderem Sony BMG, Virgin Records, EMI, Universal Music und Warner Music beteiligt. Sie werfen der Firma Lime Wire LLC, die die Software herstellt und vertreibt, vor, das Urheberrecht verletzt zu haben und fordern Schadensersatz. Der soll sich auf 150.000 US-Dollar für jeden Song belaufen, der über Limewire ohne Zustimmung der Rechteinhaber verbreitet wurde. Der Lobby-Verband Recording Industry Association of America (RIAA) erklärte, es habe diverse Warnungen sowie Verhandlungen mit Limewire gegeben, die Firma habe aber nur geringes Interesse gezeigt, ein legales Geschäftsmodell zu entwickeln.

Eine Stellungnahme von Limewire liegt bislang nicht vor. Andere Hersteller von Tauschbörsensoftware wie Grokster oder Bearshare sind nach dem Urteil des Supreme Courts dazu übergegangen, vorübergehend dicht zu machen und Filtersysteme und andere Methoden in ihre Software einzubauen, um den Tausch von Songs ohne lizenzrechtliche Genehmigung zu unterbinden. Zuletzt hatte nach langem Rechtsstreit und Sperrverfügungen in Australien auch Sharman Networks, Hersteller der Software für das P2P-Tauschnetz Kazaa, klein beigegeben. Die Firma hat sich in einem Vertrag mit der Musikindustrie verpflichtet, die Software für das Tauschnetz um Filterfunktionen zu erweitern. Diese sollen die Verbreitung von urheberrechtlich geschütztem Material, das nicht für die Tauschbörse lizenziert wurde, durch die Benutzer verhindern. (jk)