Nach Amazon-Streikwoche: Kein Ende des Tarifkonflikts in Sicht

Die Streikwoche bei Amazon ist vorbei, doch beide Seiten stehen sich nach wie vor unversöhnlich gegenüber. Verdi will weiter streiken und nicht nachgeben. Amazon aber auch nicht.

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  • dpa

Nach dem sechstägigen Streik beim Online-Versandhändler Amazon ist kein Ende des Konflikts in Sicht: Zwar soll nach Angaben der Gewerkschaft Verdi am Standort Leipzig in diesem Jahr nicht mehr gestreikt werden. Die Beschäftigten im größten deutschen Versandlager im hessischen Bad Hersfeld wollen die Aktionen nach Weihnachten auswerten und erst dann über neue Streiks entscheiden, wie der Sprecher des Verdi-Bundesverbands, Christoph Schmitz, am Sonntag sagte. Im neuen Jahr will Verdi aber in jedem Fall weiter streiken und die Aktionen ausweiten.

"Wir arbeiten daran, dass wir auch an anderen Standorten streikfähig sind", so Schmitz weiter. Die Gewerkschaft habe während der Streikwoche auch Mitgliederzuwächse an nicht bestreikten Standorten verzeichnet. Genaue Zahlen wollte Schmitz aber nicht nennen.

Auch der Branchenriese Amazon will nicht nachgeben. "Es wird immer so hingestellt, als sei ein Tarifvertrag alternativlos, aber das ist nicht so", sagte Unternehmenssprecher Stefan Rupp am Sonntag. "Wir lernen jeden Tag dazu und hören auf unsere Mitarbeiter." Einem Tarifvertrag zuzustimmen, um dann zwei Jahre lang Ruhe zu haben, sei nicht die Philosophie von Amazon. Solange Verdi auf einen Tarifvertrag nach den Bedingungen des Einzelhandels poche, gebe es ohnehin keine Basis, sagte Rupp.

Zum Abschluss des sechstägigen Streiks hatten sich am Samstag laut Verdi noch einmal rund 650 Beschäftigte in den Versandlagern in Leipzig und im hessischen Bad Hersfeld beteiligt. An den Vortagen meldete die Gewerkschaft täglich jeweils rund 1100 Mitarbeiter im Ausstand. Laut Amazon waren es deutlich weniger und das Weihnachtsgeschäft von den Aktionen nicht beeinträchtigt.

Neben den 9000 Festangestellten beschäftigte das Unternehmen auch 14.000 Aushilfskräfte im Weihnachtsgeschäft. Das seien mehr als im Vorjahr, sagte Amazon-Sprecher Rupp. Das liege jedoch vor allem an den steigenden Bestellungen. Die angekündigten Verdi-Streiks seien für die Mehr-Einstellungen nur ein kleiner Faktor gewesen. Amazon betreibt in Deutschland acht Versandlager.

Verdi wertete den bisher längsten Ausstand im Konflikt mit dem Online-Versandhändler dennoch als Erfolg. Es sei gelungen, Unruhe in die Abläufe zu bringen. Amazon habe größere Anstrengungen unternehmen müssen, um umzuplanen, sagte Verdi-Sprecherin Mechthild Middeke. "Wir wissen aber auch, dass wir noch nicht die Kraft und Organisationsstärke haben, um Amazon in Verhandlungen zu zwingen." (anw)