Nach FTX-Kollaps wackelt auch Kryptobörse AAX: Guthaben eingefroren

AAX verunsichert Crypto-Zocker mit einem "einstweiligen" Auszahlungsstopp. Die Begründungen verwirren.​

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Schmelzende Münze mit Bitcoin-Logo, dahinter eine fallende Kurskurve

Bitcoin hatte schon einmal höhere Kurswerte.

(Bild: Shutterstock)

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Nach dem Insolvenzantrag der Kryptobörse FTX musste jetzt auch deren Tochterbörse Liquid schließen. Außerdem gerät Konkurrent AAX (Atom Asset eXchange) ins Straucheln. Die vermutlich auf den Seychellen registrierte Firma hat am Sonntag alle Auszahlungen eingestellt. Offiziell für "sieben bis zehn Tage". Zu den Gründen dafür macht AAX nebulöse Angaben.

"Vorwärts durch Widrigkeiten" gab AAX am Sonntag als Parole aus. AAX habe ein Systemupdate vorbereitet, um besser gegen Angriffe gewappnet zu sein. "Aufgrund eines Fehlers eines außenstehenden Partners" seien die Kontostände mancher Nutzer "abnormal" gespeichert worden. Jetzt sollen alle Kontostände manuell überprüft werden.

Bei der angeblich siebenstelligen Nutzerzahl kann das dauern. Wer seine Kryptomünzen zurückhaben will, möge doch bitte ein neues Formular ausfüllen und sich in Geduld üben. Ansonsten enthält die Mitteilung vom Wochenende Durchhalteparolen und Appelle an den Langmut der Kunden.

Am Dienstag folgte ein Update. Schon die Einleitung lässt Schlimmes ahnen: "Wir glauben, dass AAX das Potenzial hat, diese unglaublich schwierigen Zeiten zu überstehen", ist ein magerer Ausweis des Vertrauens in die eigene Standfestigkeit.

Die "Herausforderung" umschreibt AAX schließlich so: "Um das Kapital zu ersetzen, das wir brauchen, um alle Dienste wieder aufzunehmen, wird AAX neues Kapital aufstellen müssen." Das frische Geld müsse noch diese Woche kommen, andernfalls sei "AAX dazu verpflichtet, rechtliche Prozeduren einzuleiten, um die Verteilung der Vermögenswerte sicherzustellen".

Man könnte übersetzen: Schickt uns schnell Geld, sonst müssen wir den Insolvenzantrag abschicken. Die Anschuldigungen von Sonntag gegen einen angeblichen Partner nimmt AAX zurück. Tatsächlich habe es nach dem FTX-Kollaps bedrohliche Angriffe gegen AAX gegeben. Das sei der wahre Grund für die Einstellung des Börsenbetriebs gewesen. Daraufhin hätten Investoren Geld zurückgefordert.

Warum das den Betrieb gefährdet, erklärt AAX nicht. Denn Anteile an einem Unternehmen kann man beim Unternehmen ja nicht gegen Geld eintauschen. Waren es vielleicht nicht Investoren sondern Kreditgeber, die Kredite fällig gestellt haben?

Neue Kredite will (oder kann) AAX nicht aufnehmen. Jedenfalls fehlt nun das Geld für den Weiterbetrieb. Kundenguthaben seien nicht gefährdet, betont das Unternehmen. Das muss man AAX glauben.

Branchendienst Tokeninsight hat sich erkundigt, wie es um Sicherheiten für Einlagen bei Kryptobörsen steht. Zehn der (nach Tokeninsight-Einschätzung) Top 15 der zentralisierten Kryptobörsen haben ihre Sicherheiten entweder durch Dritte überprüfen lassen, oder erlauben der Öffentlichkeit, selbst Einschau in die "Reserven" zu nehmen. Zwei weitere Börsen geben an, sich binnen Monatsfrist auf eine Buchprüfung vorzubereiten. Die verbliebenen Drei haben mitgeteilt, sich auf eine Buchprüfung vorzubereiten, aber ohne einen Zeitrahmen dafür zu nennen: Bybit, MEXC Global und AAX.

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In Sozialen Netzwerken reagieren Betroffene unterschiedlich auf die AAX-Turbulenzen. Die Bandbreite reicht von Vorwürfen, AAX habe wie FTX fremdes Geld verspielt über Lamenti von Usern, die nach dem FTX-Kollaps zu AAX weitergezogen sind und jetzt noch mehr Felle davonschwimmen sehen, bis zu Suizidankündigungen. Auch der Ruf nach AAX-Gründer Thor Chan wurde laut. Doch der hat sich Ende letzten Jahres unerwartet abgeseilt. Er leitet inzwischen eine neue, noch in Gründung befindliche Kryptobörse in Hongkong.

(ds)