Nach Ipix-Konkurs steht Patent fĂĽr 360-Grad-Panoramen zum Verkauf
Das US-Unternehmen Ipix hat Konkurs angemeldet. Zur Konkursmasse gehört ein in der Vergangenheit immer wieder aggressiv durchgesetztes Patent auf die Erstellung von 360-Grad-Panoramen.
Der US-amerikanische Software-Hersteller Ipix hat am 31. Juli dieses Jahres Konkurs angemeldet und seine Geschäftstätigkeit komplett eingestellt. Auch seine Website ist nicht mehr erreichbar. Den Aktivposten von 7,67 Millionen US-Dollar standen 7,87 Millionen US-Dollar Schulden gegenüber. Allein im letzten Jahr hatte Ipix einen Verlust von 22,4 Millionen US-Dollar eingefahren, das erste Quartal 2006 beendete es mit einem Verlust von 3,8 Millionen US-Dollar.
Die Firma hatte zuletzt 35 Mitarbeiter. Bereits im Juli waren vier von fünf Vorstandsmitgliedern zurückgetreten und die Aktie lief Gefahr, von der Nasdaq delistet zu werden, nachdem sie einen Monat lang für weniger als einen US-Dollar gehandelt wurde. In etwa einem Monat beginnt die Abwicklung und damit die Auszahlung der Gläubiger, was typischerweise in zwei bis drei Jahren abgeschlossen sein soll.
Als die US-Regierung begann, Milliarden in die Homeland Security zu invesiteren, versuchte Ipix im Security- und Überwachungsbusiness Fuß zu fassen, blieb aber abgesehen von einem Regierungsprojekt zur Entwicklung einer hoch auflösenden Videokamera erfolglos. Analysten sehen den Hauptgrund dafür in strategischen Fehlern des Managements.
In Deutschland machte Ipix eher in seiner klassischen Rolle als Hersteller von Grafiksoftware und Inhaber eines Patents von sich reden, das beinahe der "Erfindung" von 360-Grad-Panoramen gleichkommt. Der eine Teil des Patents schützt das Entzerren von Fisheye-Bildern, der andere die Verschmelzung von zwei 180-Grad-Bildern zu einem 360-Grad-Panorama. Seine vermeintlichen Ansprüche setzte Ipix auf Grundlage des bereits gewährten US-Patents auch in Europa aggressiv durch, obwohl sein Pendant beim Europäischen Patentamt noch in der Schwebe war.
Ende 2001 hatte IPIX den Provider Internet24 zur Abschaltung der Domain Easypano.net gezwungen, auf der die Software Panoweaver vom chinesischen Entwickler Panorama Technologies angeboten wurde. Kurz zuvor musste bereits der Mathematikprofessor Helmut Dersch dem Druck von Ipix nachgegeben und seine Panorama-Software PTStitcher von seiner Website herunternehmen, ohne jedoch die Ansprüche des US-Unternehmens als rechtskräftig anzuerkennen.
Dass nun die große Freiheit ausbricht, ist allerdings nicht zu erwarten. Schließlich steht das Patent mit der Konkursmasse zum Verkauf, und auch der Käufer dürfte ein Interesse an der Durchsetzung seiner Ansprüche haben. (atr/c't) / (map)