Erwartung von Wahlsieg: Trumps Truth Social ist mehr wert als X von Elon Musk

Geht es um den Börsenwert, ist Truth Social jetzt mehr wert als X (vormals Twitter). Mit dem eigentlichen Geschäft hat das aber herzlich wenig zu tun.

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Logo von Truth Social im App Store auf einem Smartphone

(Bild: IB Photography/Shutterstock.com)

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Wenige Tage vor den US-Präsidentschaftswahlen hat Donald Trumps Twitter-Alternative Truth Social bezüglich des Börsenwerts den Gesamtwert des Vorbilds X überflügelt. Das berichtet die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf die jüngsten Zahlen des Finanzkonzerns Fidelity, der Anteile am nicht mehr börsennotierten X hält. Während der Mutterkonzern von Truth Social nach einem neuerlichen Aktiensprung auf einen Börsenwert von mehr als 10 Milliarden US-Dollar kommt, ist die X Holdings von Elon Musk lediglich noch 9,4 Milliarden US-Dollar wert. Der Aktienkurs der Trump Media & Technology Group ist in den vergangenen Wochen dramatisch gestiegen, von einem Tiefstand bei knapp 12 US-Dollar auf jetzt über 51 US-Dollar.

Wie die New York Times erläutert, ist der Börsenwert der Trump-Firma von dem eigentlichen Geschäft des sozialen Netzwerks weitgehend entkoppelt. Das dürfte weiterhin deutlich weniger aktive Nutzer und Nutzerinnen haben als X, aber auch als Konkurrenten wie Threads und Bluesky. Zuletzt gab es immense Verluste. Stattdessen erfolgte der Kursgewinn in den vergangenen Wochen weitgehend parallel zu den sich verbessernden Prognosen für Trumps Ergebnis bei den anstehenden Wahlen, zitiert die US-Zeitung ein Marktforschungsunternehmen. Hintergrund wäre dann die Erwartung, dass Truth Social profitieren könnte, sollte Trump tatsächlich erneut zum US-Präsidenten gewählt werden. Sollte er verlieren, könnte die Aktie demnach "leicht wertlos" werden.

Den Kurznachrichtendienst Truth Social gibt es seit Ende 2021, laut externen Schätzungen kam das Netzwerk im Frühjahr auf etwa fünf Millionen Nutzer und Nutzerinnen. Das ist für ein soziales Netzwerk nicht besonders viel. Bei der Konkurrenz übliche Metriken sollen nicht veröffentlicht werden. Insgesamt bleibt der Dienst, bei dem vermeintlich alles gesagt und geschrieben werden darf, vor allem bei Anhängern und Anhängerinnen Donald Trumps beliebt. Der äußert sich fast ausschließlich dort. Technisch basiert Truth Social auf dem Quellcode der Twitter-Alternative Mastodon, wobei darin geschlossene Sicherheitslücken womöglich bei Truth Social weiter existieren. Beide Dienste könnten miteinander verbunden werden, sind es aber bisher nicht.

Betrieben wird Truth Social von Trump Media, der Börsengang erfolgte Ende März nur wenige Tage nach der Fusion mit einer Unternehmenshülle, der Digital World Acquisition Corp. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Special Purpose Acquisition Company (SPAC), über die ein Börsengang deutlich einfacher und mit weniger Vorgaben verbunden ist. Donald Trump hält die Mehrheit der unter dem Kürzel "DJT" – also seinen Initialen – gehandelten Anteile. Nach dem zwischenzeitlichen Absturz ist deren Gesamtwert auch wieder deutlich gestiegen. Vor dem Kauf der Aktien war angesichts der massiven Überbewertung des vergleichsweise kleinen Kerngeschäfts mehrfach gewarnt worden.

(mho)