Truth Social: 800.000 Dollar Einnahmen, 19 Millionen Dollar Ausgaben​

Donald Trumps Mikroblogging-Dienst Truth Social nimmt noch weniger ein als letztes Jahr. Seine Aktionäre ficht das kaum an.​

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Truth Social im App Store

(Bild: Robert Way/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Donald Trumps Soziales Netzwerk Truth Social kommt nicht in die Gänge, trotz Präsidentschaftswahlkampfes. Der Umsatz der Trump Media & Technology Group (TMTG) ist im zweiten Quartal (bis Ende Juni) unter die Millionen-Dollar-Grenze gestürzt. Es war das erste volle Quartal seit dem Börsengang. Gleichzeitig haben sich die Ausgaben vervielfacht, sodass alleine die Ausgaben für Vertrieb und Marketing inzwischen höher sind als die Einnahmen. Das Ergebnis ist der fünffache Betriebsverlust.

Den Vertrieb der Online-Werbung überlässt Truth Social einem externen Partner, der das nicht für Gottes Lohn tut. Anfänglich dürfte diese Firma spezielle Einführungskonditionen geboten haben, die inzwischen ausgelaufen sind. Entsprechend ist der Umsatz um 30 Prozent auf 836.900 US-Dollar gefallen. Zieht man davon die unmittelbar mit dieser Geschäftsbeziehung verbundenen Kosten ab, hat Truth Social in den drei Monaten 800.700 Dollar eingespielt. Diesen Umsatz erzielt Branchenführer Meta Platforms in 161 Sekunden.

Dem stehen Kosten gegenüber, die sich vervielfacht haben. Alleine die Ausgaben für Vertrieb und Marketing haben sich auf 1,2 Millionen Dollar verdreifacht. Der Aufwand für Forschung und Entwicklung hat sich mehr als verdoppelt, auf 4,9 Millionen Dollar. Der größte Brocken entfällt auf Verwaltung und Allgemeines: 13,4 Millionen Dollar, das 5,8-fache des zweiten Quartals 2023. In Summe haben sich die Betriebskosten von 4,9 Millionen auf 19,4 Millionen Dollar vervierfacht.

Daraus ergibt sich ein negativer Cashflow von 21,4 Millionen Dollar (+436%) und ein Betriebsverlust von 18,7 Millionen Dollar, der fünffache Verlust im Jahresabstand. Immerhin hat TMTG keine namhaften Schulden mehr, weil es die entsprechenden Anleihen in Aktien verwandeln konnte. Zum Quartalsende saß die Firma auf fast 344 Millionen Dollar Reserven. Daraus, und aus finanztechnischen Verbuchungen in Zusammenhang mit der Anleihenumwandlung, konnte TMTG immerhin 2,3 Millionen Dollar Zinsen lukrieren.

Mangels Gewinnen zahlt die Trump Media & Technology Group keine entsprechenden Steuern. Somit entspricht der Vorsteuerverlust dem Nettoverlust, nämlich 16,4 Millionen Dollar. Das sind 28 Prozent weniger als vor einem Jahr. Vor dem Börsengang hatte TMTG hohe Schulden und entsprechende Zinslasten. Die Geldreserve soll den Fortbestand des Unternehmens für mindestens zwölf Monate sicherstellen, heißt es in den Anmerkungen zu den Quartalszahlen.

In Folge deren Bekanntgabe Dienstagabend ist der TMTG-Börsenkurs im einstelligen Prozentbereich gefallen, auf unter 24 Dollar. Damit sind die weniger als die Hälfte wert als vor drei Monaten, nach Bekanntgabe der verheerenden Zahlen für das erste Jahresquartal Truth Socials. Dennoch liegt die Börsenbewertung immer noch bei rund 4,7 Milliarden Dollar. Mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens hat das wenig zu tun. Bei TMTG handelt es sich um eine sogenannte Meme-Aktie, deren Käufer eine Wette auf Zugkraft und politische Erfolge Donald Trumps abschließen. Der Präsidentschaftskandidat darf seine Anteile frühestens Ende September verkaufen.

TMTG betreibt den Mikroblogging-Dienst Truth Social und arbeitet an einem eigenen Streaming-Dienst für "news, Christian content, and family friendly programming", die über ein hauseigenes Content Delivery Network (CDN) vertrieben werden sollen. Vorige Woche hat in den USA ein Betatest der ersten Phase des Streamingangebots begonnen, das CDN besteht derzeit aus einem einzelnen Standort für Streamingserver. Die ersten Umsätze sollen 2025 fließen, wenn alles glattgeht.

(ds)