PV-Speicher: Nach Explosion dauern Ermittlungen zur Ursache an
Vergangene Woche ist vermutlich ein Photovoltaik-Akku in einem Wohnhaus explodiert. Die Ursachensuche dauert an. LG startet derweil einen Akku-RĂĽckruf.

(Bild: Erstellt mit KI in Bing Designer durch heise online / dmk)
Am Mittwoch der vergangenen Woche kam es im schleswig-holsteinischen Schönberg in einem Wohnhaus zu einer Explosion, bei der eine Außenwand weggerissen wurde. Das Gebäude ist seitdem unbewohnbar. Die Ursachensuche dauert an, es steht jedoch die Vermutung im Raum, dass der Akku zur Photovoltaikanlage im Haus Auslöser war.
(Bild: Screenshot / dmk)
Das Bauunternehmen Viebrockhaus bestätigt, dass in dem im Jahr 2020 erbauten Haus eine LG-Hausbatterie "verbaut und regelmäßig gewartet wurde" – fachgerecht. Das Unternehmen hat in Abstimmung mit LG alle Batterien aus derselben Produktionsreihe, wie die in dem Vorfall involvierten, in den Stand-by-Modus versetzt. Die anderen verbauten LG-Akkus (Hochvoltspeicher) hat das Unternehmen vorsorglich gedrosselt. Für finanzielle Ausfälle will Viebrockhaus aufkommen.
Akku-RĂĽckruf von LG
Während bisher nicht klar ist, ob tatsächlich der Akku Auslöser eines Brands und der nachfolgenden Explosion war, gibt es bei LG einen Rückruf bestimmter Akku-Chargen – bereits seit längerer Zeit. Auf der Webseite zeigt LG dazu eine Nachricht an; LG-Besitzer können die Seriennummer prüfen und daran schauen, ob ihr Speicher betroffen ist. Betroffenen Viebrockhaus-Kunden hat LG eine Information zukommen lassen, laut der das Unternehmen präventiv das Maximum des Ladzustands für bestimmte Batteriesysteme auf 75 Prozent der Kapazität beschränkt hat. Auch LG sucht noch nach Ursachen und will dabei erlangte Erkenntnisse weiterreichen. Bei ersten Viebrockhaus-Kunden, die sich bei der Redaktion von heise online gemeldet haben, wurden die Akkus bereits getauscht.
Laut der LG-Webseite sind unterschiedliche Modelle der RESU-Speicher vom Rückruf betroffen. Wer solch einen Akku hat, der unter die zurückgerufenen Chargen fällt, erhält kostenlos Ersatz von LG. Die alte Batterie will das Unternehmen zudem "von ihrem Grundstück entfernen".
(Bild: c't)
Panik deplatziert: Brandgefahr gering
Der Fall erinnert manche an den Fall Senec: Anfang 2022 brannten innerhalb von zwei Monaten gleich drei Solarstromspeicher des Leipziger Herstellers in den vier Wänden der Besitzer ab. In einem Fall kam es sogar zu einer Explosion, die mehrere Türen und Fenster nach draußen drückte, wie die c't berichtete. Demnach kam es in den vergangenen Jahren zu gehäuften Meldungen über Brände von Solarspeichern. Setzt man die Zahlen jedoch mit der Menge installierter Anlagen ins Verhältnis, erhält man das tatsächliche Brandrisiko, und das ist äußerst niedrig. Laut Forschern der RWTH Aachen kam es 2023 zu hochgerechnet etwa 37,5 solcher Vorfälle – bei knapp 770.000 Speichereinheiten.
Prozentual kommen die Forscher damit auf 0,0049 Prozent an PV-Speichern, die im Jahr abbrennen. Bei Wäschetrocknern liegt das Risiko ähnlich hoch, bei 0,0037 Prozent installierter Systeme, die im Jahr pyrolytisch vergehen. E-Autos hingegen fackeln mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,021 Prozent ab. Zum Vergleich: Verbrennerautos brennen mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,089 Prozent mehr als viermal so häufig. Die Meinungen zur höheren Sicherheit von Lithium-Akkus mit einer Eisenphosphat-Chemie (LFP) gehen derweil auseinander. Während die klassischen Li-Ion-Bauweisen NMC (Nickel-Mangan-Cobalt) oder NCA (Nickel-Cobalt-Aluminium) bei Kurzschluss-Simulationen sehr hohe Temperaturen erreichen und benachbarte Zellen anstecken können, ist die Wahrscheinlichkeit bei LFP geringer – in solchen Tests hätten die LFP-Akkus weder gebrannt noch seien kritische Temperaturen erreicht worden. Jedoch sieht der Hersteller E3/DC keine Vorteile einer bestimmten Chemie, sondern betont, dass die qualitätsorientierte Lieferantenwahl ausschlaggebend sei.
Andere Technik im Haus wie Gasheizungen und Gasherde stellen jedoch keine geringere Gefahr dar. Laut dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW) weist die Kurve von "sofortmeldepflichtigen Unfällen" mit Kundenanlagen (S. 42) dem Trend nach seit 1991 zwar abwärts. Auf eine Million Verbraucher kamen zuletzt seit 2017 zwischen einem und zwei Unfällen pro Jahr. Eine eindeutige Zahl, wie viele Anlagen in Deutschland installiert sind, nennt der DVGW nicht. Der Verein spricht jedoch von 8,5 Millionen gemeldeten Gaszählern – je Haushalt können dahinter jedoch mehrere Geräte wie Gastherme und Gasherd hängen. Anlagen mit lokalem Gasspeicher – häufig anzutreffen etwa bei Einfamilienhäusern auf dem Land – sind damit nicht erfasst. Die Aufsplittung der Ereignisarten auf S. 43 des Dokuments gibt aber ebenfalls Einblicke: mehr als die Hälfte der Fälle betreffen Explosion, Verpuffung oder Brand; fast die Hälfte davon geht zudem auf Bedienfehler oder Vorsatz zurück.
Es ist daher immer noch sehr unwahrscheinlich, dass PV-Akkus abbrennen oder gar explodieren. Viebrockhaus sagte gegenĂĽber heise online dazu, dass es bislang zu keinen weiteren bekannten Problemen mit solchen PV-Speichern, auch nicht mit denen anderer Hersteller, gekommen ist.
Im Text verdeutlicht, dass der LG-Rückruf bereits länger läuft, unabhängig vom aktuellen Ereignis.
(dmk)