Nach Rekord-Hitzewelle: China will noch mehr Kohle fördern und verstromen

Für den Kampf gegen den Klimawandel ist es ein weiterer Rückschlag: China will deutlich mehr Kohle fördern, um Engpässe bei der Stromversorgung zu vermeiden.

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(Bild: VanderWolf Images/Shutterstock.com)

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China will in den kommenden Jahren deutlich mehr Kohle fördern, um weitere Stromengpässe zu vermeiden. Das berichtet die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf einen ungenannten Vertreter der Volksrepublik. Demnach sollen 2025 mit 4,6 Milliarden Tonnen Kohle etwa 12 % mehr gefördert werden als 2021. Zwar soll dem Bericht zufolge auch die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ausgebaut werden, die Zielmarke betrage aber lediglich 20 % der gesamten Strommenge im Jahr 2025 und 25 % im Jahr 2030. Kohle kommt demnach in absehbarer Zeit auf einen Anteil von 60 %.

Chinas erneut wachsender Rückgriff auf die klimaschädliche Kohle ist ein weiterer Rückschlag für den Kampf gegen den Klimawandel. Auch Deutschland verstromt als Konsequenz aus dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und die Unsicherheiten bei der Versorgung mit Gas inzwischen wieder mehr Kohle.

Die Ankündigung aus der Volksrepublik ist eine Reaktion auf die schlimmste Hitzewelle der chinesischen Geschichte. Infolge der extremen Temperaturen und der Trockenheit waren im Hochsommer dutzende Flüsse ausgetrocknet, was schwerwiegende Folgen für die Stromversorgung unter anderem aus Wasserkraft hatte. Parallel dazu war die Nachfrage nach Strom vor allem für Klimaanlagen in die Höhe geschnellt, in der Folge wurde die Stromversorgung teilweise rationiert. Die Hitzewelle dauerte mehr als zwei Monate, betroffen waren Dutzende Millionen Menschen und wichtige Industriebranchen des Landes. Damit hat sie auch zu den ökonomischen Schwierigkeiten des Landes beigetragen, dessen Wirtschaft bereits unter den Folgen des rigorosen Kampfes gegen die Coronapandemie leidet.

Schon vor Bekanntwerden des geplanten Ausbaus der Kohleförderung war davor gewarnt worden, dass im Kampf gegen die Klimakatastrophe gerade zu viele Niederlagen verzeichnet werden. Die norwegische Klassifikationsgesellschaft DNV spricht von "zwei verlorenen Jahren", weil die weltweiten CO₂-Ausstöße nicht schnell genug zurückgehen. Teilerfolge aus den Monaten zu Beginn der Pandemie sind dabei zunichte gemacht worden. Nun ist zu befürchten, dass es in den kommenden Jahren nicht viel besser wird. Um die Stromversorgung ohne russisches Gas aufrechtzuerhalten, hat Deutschland zuletzt Steinkohlekraftwerke aus dem Ruhestand geholt. Die Umweltorganisation Greenpeace hat von einem "bitteren, aber unumgänglichen Schritt" gesprochen.

(mho)