Nach Saga um chinesischen Ballon: US-Militär schießt nacheinander drei UFOs ab

Anfang des Monats hat ein mutmaßlicher Spionageballon aus China die USA in Aufruhr versetzt. Jetzt wurden gleich drei unidentifizierte Flugobjekte abgeschossen.

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Das vierte UFO wurde von einer F-16 abgeschossen

(Bild: U.S. Air Force photo by Senior Airman Taylor Crul)

Lesezeit: 4 Min.

Die US-Luftwaffe hat übers Wochenende gleich drei unidentifizierte Flugobjekte (UFOs) abgeschossen, die im nordamerikanischen Luftraum entdeckt worden waren. Bislang gibt es keine genauen Angaben darüber, worum es sich gehandelt hat. Die Bergung der Überreste läuft, ist aber schwierig.

Auf explizite Nachfrage, ob zumindest ein "außerirdischer Ursprung" ausgeschlossen werden könnte, sagte der verantwortliche US-General Glen VanHerck: "Ich habe zum jetzigen Zeitpunkt gar nichts ausgeschlossen". Gegenüber der New York Times haben aber mehrere Quellen versichert, dass niemand von den Verantwortlichen etwas anderes als einen irdischen Ursprung als Erklärung in Betracht zieht. Vor den jetzt in rascher Abfolge vermeldeten Funden und Abschüssen hat das nordamerikanische Luftverteidigungskommando NORAD infolge der Vorkommnisse rund um einen chinesischen Riesenballon sein Radarsystem angepasst.

Den ersten der drei Abschüsse hat das US-Verteidigungsministerium am Freitag publik gemacht. Ein Jagdflugzeug des Typs F-22 habe ein "Objekt in großer Höhe" abgeschossen, nachdem zuvor aus der Nähe sichergestellt worden sei, dass das Objekt unbemannt sei. Das UFO sei in 12.000 m Höhe unterwegs gewesen und einen Tag vorher entdeckt worden. Es sei etwa so groß gewesen wie ein Auto und habe eine "merkliche Bedrohung" für die zivile Luftfahrt dargestellt. Die Überreste seien vor Alaska ins Meer gefallen. Bereits einen Tag später wurde auf Befehl der kanadischen Regierung erneut ein hochfliegendes Flugobjekt abgeschossen; die Überreste sind dem Pentagon zufolge auf das kanadische Yukon-Territorium gestürzt. Das dritte UFO wurde dann am gestrigen Sonntag abgeschossen, seine Flugbahn und Höhe hätten erneut Sorgen um eine Gefahr für die Luftfahrt geweckt. Auch dieses Objekt war demnach deutlich kleiner als der chinesische Ballon.

Worum es sich bei den unbekannten Flugobjekten gehandelt hat, ist bislang unklar. Die US-Regierung gibt sich bei der Beschreibung auffallend vage, obwohl die Kampfflugzeuge die Objekte angeblich vor den Abschüssen inspiziert haben. Die New York Times zitiert mehrere anonyme Quellen, denen zufolge das erste abgeschossene Objekt auf dem zugefrorenen Meer "zerschellt" sei, was gegen einen Ballon zu sprechen scheint. Das Pentagon hatte auch erklärt, dass es keinerlei Ähnlichkeit mit dem mutmaßlichen Spionageballon aus China gehabt habe. Das vierte Objekt wiederum war lediglich in gut 6000 m Höhe unterwegs und hatte laut ABC eine "achteckige" Struktur. Möglicherweise handelt sich also auch um eine Art Drohne. Es wurde über dem Huronsee abgeschossen.

Die jetzt bekannt gewordenen Vorgänge folgen auf den spektakulären Flug eines vergleichsweise großen chinesischen Ballons quer über Kanada und die Vereinigten Staaten. Der mutmaßliche Spionageballon wurde Ende Januar entdeckt, als er über Alaska US-amerikanischen Luftraum erreichte. Er schwebte dann über ganz Nordamerika, bevor er vor der Küste South Carolinas abgeschossen wurde. An dem riesigen Ballon hing eine offenbar mehr als 20 m lange Nutzlast, deren genauer Zweck bislang unklar ist.

In den USA hat sich eine heftige Debatte entsponnen; die Opposition wirft der Regierung vor, den Schutz des US-Luftraums nicht ernst genug zu nehmen. Der New York Times zufolge wurde die Radarüberwachung durch NORAD daraufhin sensibler eingestellt, was die Häufung der neuen Funde erklären könnte. Spekuliert wird, dass sie aus China oder einem anderen gegnerischen Staat stammen und etwa die Luftraumüberwachung testen sollen.

Der Flug des chinesischen Ballons hat außerdem die Spannungen zwischen den USA und der Volksrepublik China noch einmal verschärft. Nachdem US-Außenminister Antony Blinken infolge der Entdeckung des Ballons einen geplanten Besuch in China abgesagt hat, wurden am Freitag nun auch Sanktionen gegen chinesische Unternehmen verhängt. Laut New York Times wird den Firmen vorgeworfen, mit der chinesischen Volksbefreiungsarmee zu kooperieren und unter anderem bei der Ausrüstung von Luftschiffen und Ballons zu helfen. Unklar ist demnach aber, ob die Sanktionierung nicht möglicherweise schon länger vorbereitet und jetzt nur die Gelegenheit genutzt wurde.

(mho)