Nach mangelndem Zuspruch: IT-Weiterbildung auf dem Prüfstand

Das Bundesinstitut für Berufsbildung empfiehlt die Neuordnung des IT-Weiterbildungssystems. Vor allem auf der Ebene der IT-Spezialisten besteht Handlungsbedarf.

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(Bild: Black Jack/Shutterstock.com)

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Die "Weiterentwicklung des IT-Weiterbildungssystems" nimmt langsam Konturen an. Der Abschlussbericht einer Voruntersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung – kurz BIBB – diagnostiziert sowohl aus fachlicher als auch aus berufsbildungspolitischer Perspektive Modernisierungsbedarf. Dies gilt zuvorderst für die die erste Fortbildungsstufe, der Ebene der IT-Spezialisten.

Wie es in dem Bericht (PDF) heißt, zeige sich ein fachlicher Bedarf insbesondere in den Bereichen IT-Security/Risk Management, Anwendungsentwicklung, Systemintegration und Data Science. Gleichzeitig könnten neu ausgerichtete Tätigkeitsprofile auf der ersten Fortbildungsstufe eine wichtige Funktion im Laufbahnkonzept für IT-Fachkräfte einnehmen. Als Einstiegsstufe böten sie sowohl für die Absolventinnen und Absolventen der IT-Ausbildungsberufe als auch für die Unternehmen eine Orientierung für die berufliche Weiterentwicklung und Karriere.

Für die geplante Neuordnung empfiehlt das Institut daher, die neuen Profile flexibler als bislang zu gestalten und die Attraktivität durch Anrechnungsmöglichkeiten auf die nächste Fortbildungsstufe der operativen Professionals, etwa zum geprüften IT-Projektleiter/-in zu erhöhen. Im Abschlussbericht wird unter anderem geraten, die derzeit noch 14 Spezialistenprofile auf maximal sechs einzudampfen, darunter eines davon mit dem Schwerpunkt IT-Sicherheit.

Dass eine Neuordnung des IT-Weiterbildungssystems überfällig ist, liegt nahe: Denn im Unterschied zu den weithin etablierten IT-Ausbildungsberufen erregt das 2002 eingeführte IT-Weiterbildungssystem kaum Aufmerksamkeit. Die Idee dahinter ist und war, dass hier auf drei Stufen – den "IT-Spezialisten/IT-Spezialistinnen", den "Operativen Professionals" und den "Strategischen Professionals" – lukrative Aufstiegs- und Karriereoptionen in einem bundeseinheitlichen System geboten werden sollen.

Das IT-Weiterbildungssystem für IT-Fachkräfte und Quereinsteiger war bislang wenig erfolgreich. Eine Neuordnung soll das ändern, denn Spezialisten werden dringend gebraucht.

Der Zuspruch fiel bislang – freundlich formuliert – ernüchternd aus. Hauptursache ist, dass das Weiterbildungssystem selbst bei den relevanten "Zielgruppen" nahezu unbekannt ist. Die im Rahmen der Voruntersuchung durchgeführte Online-Umfrage bestätigte dies noch einmal. Danach kennen lediglich ein Drittel aller Befragten das bundesweit einheitliche IT-Weiterbildungssystem. Trotz dieser Unbekanntheit zeigt ein Großteil prinzipielles Interesse. So bezeichnen circa 70 Prozent aller Befragten ein dreistufiges Weiterbildungssystem inklusive einer Ebene für Berufsspezialisten für sehr oder eher interessant.

Die Neuordnung des IT-Weiterbildungssystems könnte oder genauer müsste folglich als Chance genutzt werden, es bei der Zielgruppe und den Verantwortlichen den Unternehmen bekannter zu machen. Die Rahmenbedingungen für einen Neustart sind tatsächlich gegeben. Zum einen gilt seit August vergangenen Jahres eine modernisierte Ausbildungsordnung für die vier IT-Berufsbilder.

Zum anderen wurde in der Novelle des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) unter den Namen "Berufsspezialist, Bachelor Professional und Master Professional" allgemein drei Fortbildungsstufen gesetzlich verankert, um mehr Gleichwertigkeit zu akademischen Graden auszudrücken. Auf diese Bezeichnungen werden Interessierte denn künftig auch bei dem künftigen IT-Weiterbildungssystem treffen. Die Empfehlungen des BIBB zur Neuordnung fließen nun erst einmal in die weiteren politischen Abstimmungsprozessen zwischen dem Bund und den Sozialpartnern ein.

(fo)