Neckermann.de meldet Insolvenz an

Der Versandhändler Neckermann mit seinen bundesweit rund 2400 Arbeitsplätzen hat am Mittwoch Insolvenzantrag gestellt. Ein Kompromiss zur Rettung des Unternehmens scheiterte am Veto der Eigentümer.

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  • dpa

Der Versandhändler Neckermann mit seinen bundesweit rund 2400 Arbeitsplätzen hat am heutigen Mittwoch Insolvenzantrag gestellt. Das gibt die Neckermann.de GmbH in einer Pressemitteilung (PDF-Datei) bekannt. Der Eigentümer Sun Capital, ein US-Finanzinvestor, werde keine weiteren Mittel für die Finanzierung zur Verfügung stellen.

"Unter den gegebenen Rahmenbedingungen kann das Unternehmen in seiner bestehenden Form damit nicht fortgeführt werden", erklärte das Unternehmen. Ein Insolvenzantrag beim Amtsgericht Frankfurt sei deshalb "unausweichlich". Eine Sprecherin des Investors sagte, der Restrukturierungsplan hätte zu hohe Investitionen erfordert.

Der Versandhändler hatte lange unter dem rapiden Einbruch im Kataloggeschäft gelitten. Weil dadurch die Erfolge aus dem Onlinehandel aufgezehrt wurden, wollte das Unternehmen umsteuern. Ende April verkündete Neckermann.de den kompletten Rückzug aus dem Kataloggeschäft. Gleichzeitig sollten der Eigenhandel mit Textilien sowie das Frankfurter Zentrallager aufgegeben werden. Dem Umbau sollten 1380 Stellen zum Opfer fallen.

Wochenlang rangen Management und die Gewerkschaft Verdi darum, wie der Stellenabbau so umgesetzt werden kann, dass sich die Opfer für die Mitarbeiter in Grenzen halten. Verdi machte sich unter anderem für Abfindungen stark und untermauerte die Forderung mit mehreren Warnstreiks und Streiks. In letzter Minute hatten sich beide Seiten am Mittwoch auf eine Lösung geeinigt, wie sie gemeinsam mitteilten. Der Kompromiss sehe einen Sozialplan, Abfindungen in begrenztem Umfang und eine Transfergesellschaft vor.

Doch die Hoffnung währte nur kurz: "Der Eigentümer des Unternehmens hält das Ergebnis dieser Verhandlungen nicht für tragfähig und wird keine weiteren Mittel für die Finanzierung zur Verfügung stellen", berichteten Unternehmen und Gewerkschaft. Gewerkschaftssekretär Bernhard Schiederig sagte der dpa: "Kurz vor der Unterschrift hat Sun erklärt, dass sie kein Geld mehr zur Verfügung stellen, so dass die Zahlungsfähigkeit nicht mehr gewährleistet ist."

Noch im April hatte der Investor signalisiert, weitere 25 Millionen Euro in das Unternehmen zu investieren – unter der Voraussetzung, dass alle Beteiligten bei der Sanierung an einem Strang zögen. Die Sun-Capital-Sprecherin erklärte: "Der Plan, der Sun vom Unternehmen vorgelegt wurde, hätte bei rund 60 Millionen Euro gelegen. Das ist der Grund, warum Sun nicht Ja zu diesem Plan sagen kann."

Das Neckermann.de-Management machte den Beschäftigten des Traditionsunternehmens zumindest etwas Hoffnung: "Die Geschäftsführung wird alles daran setzen, das laufende Geschäft auch im vorläufigen Insolvenzverfahren aufrechtzuerhalten und alle Möglichkeiten prüfen, die sich zur Fortführung des Geschäfts ergeben." (axk)