Von Hubble entdeckt: Dunkler Fleck auf Neptun von der Erde aus erforscht

Wofür wir vor 30 Jahren Sonden vor Ort haben mussten, können wir jetzt von der Erde aus forschen. Das zeigt der Nachweis eines mysteriösen Neptun-Flecks.

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Der Neptun in verschiedenen Farben

Der Fleck (oben rechts) in verschiedenen Wellenlängen, der helle Fleck taucht nur bei 831 nm (hier grün) auf.

(Bild: ESO/P. Irwin et al.)

Lesezeit: 3 Min.

Einer Gruppe von Astronomen und Astronominnen ist es erstmals gelungen, einen rätselhaften dunklen Fleck auf dem Neptun von der Erdoberfläche aus zu beobachten. Die Analyse mit dem Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte hat Daten geliefert, die Weltraumteleskope nicht liefern konnten, schreibt das Team jetzt. Außerdem habe man gleich noch einen bisher noch nicht bekannten hellen Fleck entdeckt. Dabei handle es sich um einen "seltenen tiefen, hellen Wolkentyp, der noch nie zuvor identifiziert worden war, nicht einmal aus dem Weltraum", wie Michael Wong von der Universität Kalifornien, Berkeley erläutert. Insgesamt zeige die Arbeit auch auf, wie viel leistungsfähiger unsere Observatorien in den vergangenen Jahrzehnten geworden sind.

In der Atmosphäre von Riesenplaneten sind große Flecken ein häufig beobachtetes Phänomen, erklärt die ESO noch und erinnert an den Großen Roten Fleck auf dem Jupiter. Der sei aber nur der bekannteste unter ähnlichen Vertretern, die danach auch anderswo entdeckt wurden. So habe etwa Voyager 2 schon 1989 im Rahmen des Vorbeiflugs am Neptun dort einen dunklen Fleck entdeckt, der einige Jahre später wieder verschwunden sei. Was genau es mit diesen, in astronomischen Maßstäben, kurzlebigen Erscheinungen auf sich hat, beschäftigt die Astronomie immer noch. Die Analyse des neuen Flecks beim Neptun könnte nun ein weiteres Puzzlestück hinzufügen.

Ausschließen konnte die Forschungsgruppe um Patrick Irwin von der Universität Oxford die Annahme, dass diese Flecken des Neptun gewissermaßen durch Auflockerungen in den Wolken des Eisriesen entstehen. Stattdessen würden die mit dem VLT gesammelten Daten darauf hindeuten, dass die dunklen Flecken auf Luftpartikel zurückgehen, die unterhalb der sichtbaren Dunstschicht abdunkeln, wenn sich in der Atmosphäre des Neptun Eis und Dunst vermischen. Ermittelt wurde das mit dem Multi Unit Spectroscopic Explorer (MUSE) des VLT, das ein 3D-Spektrum liefert und damit Analysen ermöglicht, wie sie mit den Daten von Instrumenten im All nicht möglich sind.

Angestoßen wurde das jetzt im Wissenschaftsmagazin Nature vorgestellte Paper demnach, als das Weltraumteleskop Hubble den dunklen Fleck in der Neptunatmosphäre entdeckt hat. Das war 2018 und Irwins Team habe sich umgehend daran gemacht, ihn von der Erdoberfläche aus mit den leistungsfähigeren Instrumenten der ESO zu untersuchen. Dieses Vorgehen erweitere "die Möglichkeiten der Menschheit, den Kosmos zu beobachten, auf erstaunliche Weise", meint Wong, der daran mitgearbeitet hat: Anfangs habe man die Flecken nur vor Ort sehen können, später mit Hubble aus der Umlaufbahn der Erde und inzwischen vom Erdboden aus.

(mho)