Netflix: In 20 Jahren vom Videoverleih zum TV-Revolutionär

Seite 2: Eigenproduktionen als Alleinstellungsmerkmal

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Hastings war klar, dass Netflix allein als Streaming-Anbieter fremder Inhalte mit der Zeit von vielen Konkurrenten umgeben sein würde. Und so setzte er die Planke höher: Exklusive Sendungen, die es nur bei Netflix geben sollte. Der Erstling war "House of Cards", die Serie über den skrupellosen US-Politiker Frank Underwood.

Netflix konnte das Team aus Hauptdarsteller Kevin Spacey und Hollywood-Regisseur David Fincher mit einem Angebot überzeugen, das kein klassischer TV-Sender auf den Tisch gelegt hätte, sagt Hastings: Eine Garantie für zwei Staffeln. In Deutschland läuft "House of Cards" kurioserweise zunächst bei Sky, weil Netflix' Produktionspartner die Rechte verkauft hatte. Für den Deutschland-Start vor zwei Jahren musste Netflix also selbst eine Lizenz erwerben.

Der Erfolg der Serie in den USA und auf den internationalen Märkten etablierte Netflix im Geschäft mit TV-Produktionen. Inzwischen ist der für Inhalte zuständige Netflix-Manager Ted Sarandos auf dem Markt für TV-Produktionen berüchtigt für die Bereitschaft, viel Geld für große Deals auszugeben. Für hochgezogene Augenbrauen sorgte die Entscheidung von Netflix, Comedy-Star Adam Sandler für fünf Filme zu verpflichten. Die Leute schimpften zwar immer über dessen Streifen, aber schauten sie sich trotzdem gern an, sagte Hastings zur Begründung.

Netflix weiß das, weil Daten eine zentrale Säule des Geschäftsmodells des Videodienstes sind. "Wir wissen, wann die Nutzer welche Inhalte sehen, wann sie Pause machen, wann sie eine Serie aufgeben", sagt der für Innovationen zuständige Top-Manager Todd Yellin. Mit diesem Wissen kann Netflix auch immer besser vorhersagen, wer von den Nutzern welche Sendungen sehen will. Die Vision sei, dem Kunden nur wenige Vorschläge zu machen - aber dabei genau den Nagel auf den Kopf zu treffen, sagt Produktchef Neil Hunt.

Schon seit 2000 wurden den Nutzern bei Netflix Vorschläge für die nächste Leih-DVD gemacht. Inzwischen lenkt die Software stark die Entscheidungen der Zuschauer: Nach aktuellen Zahlen werden 80 Prozent der Sendungen auf Basis von Empfehlungen durch den Netflix-Algorithmus geschaut. Die Zuschauerzahlen für jede einzelne Netflix-Sendung sind ein behütetes Geheimnis. (dahe)