Netflix mit wachsenden Nutzerzahlen im Aufschwung, aber die Aktie fällt

Dank des Vorgehens gegen Account-Sharing zählt Netflix fast 6 Millionen Neuabschlüsse. Auch Umsätze und Gewinne steigen, doch Gewinnmitnahmen drücken den Kurs.

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Netflix-Gutscheinkarten in einem Supermarktregal

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(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Frank Schräer
Inhaltsverzeichnis

Netflix hat seine Zahlen im vergangenen Quartal durchweg steigern können. Der Streaming-Dienst zählte von April bis Juni 5,9 Millionen neue Abonnenten und kommt damit auf insgesamt 238,4 Millionen zahlende Kunden. Das wird dem Vorgehen gegen Account-Sharing zugeschrieben, das mittlerweile weltweit vorangetrieben wird. Das hat dazu geführt, dass der Umsatz in jeder Region höher ist als noch zu Beginn der Maßnahmen gegen Passwort-Trittbrettfahrer.

Vor einem Jahr noch hatte Netflix Kunden verloren, fast eine Million weniger Bezahlabos wurden damals verzeichnet. Doch die Finanzen haben sich mittlerweile verbessert. Netflix hat im zweiten Quartal 8,19 Milliarden US-Dollar umgesetzt, das sind 2,7 Prozent mehr als noch im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Betriebsgewinn ist im Jahresabstand sogar um 15,8 Prozent auf 1,83 Milliarden Dollar angestiegen, der Nettogewinn um 3,2 Prozent auf 1,49 Milliarden Dollar gewachsen.

Auch die neuen, günstigeren Abo-Modelle mit Werbung haben mehr Neukunden eingebracht, nachdem das Nutzerwachstum vor allem in Nordamerika zuletzt stagniert hatte. Doch jetzt konnte Netflix in den USA und Kanada 1,2 Millionen neue Abonnenten gewinnen. Das ist das größte Nutzerwachstum pro Quartal in dieser Region seit 2021. Obwohl sich die Zahl der Werbe-Abos gegenüber dem ersten Quartal insgesamt verdoppelt habe, machen sie bislang nur einen kleinen Teil der Kundschaft aus und die Werbeeinnahmen durch diese Abos seien noch nicht erwähnenswert, erklärt Netflix im Brief an die Aktionäre,

Ebenfalls kaum noch erwähnt werden Netflix-Games. Der Streaming-Dienst hatte Ende 2021 erste Spiele für Abonnenten zur Verfügung gestellt und im Laufe der Zeit weitere hinzugefügt. Dabei handelt es sich um Mobilspiele für Google Android oder Apple iOS ohne Werbung, Gebühren oder In-App-Käufe, die im Netflix-Abo enthalten sind. War dies als weiteres Standbein gedacht, liegt der Fokus von Netflix offenbar auf dem Kerngeschäft des Streamings.

Für das dritte Quartal 2023 erwartet Netflix Umsätze in Höhe von 8,52 Milliarden Dollar. Das wären 7,5 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraums. Auch Betriebs- und Nettogewinne sollen weiter steigen, auf 1,89 beziehungsweise 1,58 Milliarden Dollar. Die Prognose liegt laut Reuters etwas unter den Erwartungen der Wall Street, die mit 8,7 Milliarden Dollar Umsatz im laufenden Quartal gerechnet hatte.

Das gilt auch für die Zahlen des abgelaufenen Quartals, für das die Beobachter 8,3 Milliarden Dollar Umsatz erwartet hatten. Dies könnte dazu beigetragen haben, dass der Aktienkurs von Netflix nachbörslich um über acht Prozent nachgegeben hat. Zudem soll es Gewinnmitnahmen gegeben haben, denn das Papier hat seit Jahresbeginn um 62 Prozent zugelegt. Allein in diesem Monat hat die Netflix-Aktie um acht Prozent an Wert gewonnen.

Netflix hat zudem einen erhöhten freien Cashflow prognostiziert. Dieser wurde für 2023 von 3,5 auf 5 Milliarden Dollar angehoben. Das liegt auch daran, dass Netflix weniger Geld ausgibt für Film- und Serienproduktionen, da diese aufgrund der Streiks in Hollywood teilweise eingestellt wurden. Nach gescheiterten Tarifverhandlungen haben zuerst die Drehbuchautoren die Streamingplattformen bestreikt, dann folgten die Schauspieler. Diese befürchten, dass sie durch KI ersetzt werden könnten. Allerdings kann Netflix die Streiks aufgrund seiner weltweiten Produktionsmöglichkeiten besser verkraften als mancher Konkurrent.

(fds)