Netzwerkgigant Lucent steigert Gewinn um 30 Prozent (Update)

Lucent konnte seinen Gewinn auf 1,01 Milliarden US-Dollar steigern und will die Mikroelektronik-Abteilung auslagern.

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Von
  • Jürgen Kuri

Lucent, weltgrößter Hersteller von Netzwerk- und Telekom-Equipment, konnte seinen Gewinn im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs um 30 Prozent auf 1,01 Milliarden US-Dollar steigern; im gleichen Quartal des Vorjahrs verbuchte der Konzern noch einen Gewinn von 732 Millionen US-Dollar. Mit einem Gewinn von 30 Cent pro Aktie übertraf Lucent damit die Erwartungen der Börse um einen Cent. Die Umsätze stiegen im dritten Quartal um 20 Prozent auf 8,81 Milliarden US-Dollar.

Berücksichtig man allerdings nicht nur das operative Geschäft, sondern auch einmalige Ausgaben, machte Lucent im dritten Geschäftsquartal einen Verlust von 301 Millionen US-Dollar. Verursacht wurde dies vor allem durch unzählige Firmenübernahmen – Lucent kaufte vor allem weiteres Know-how und Techniken für optische Netze ein – sowie Abschreibungen für nicht weiter fortgesetzte oder ausgelagerte Produktlinien.

Lucent führt die Zuwächse im operativen Geschäft vor allem auf ausgezeichnete Verkäufe für Datennetze zurück, und hier besonders auf Equipment für optische Netze. Offensichtlich konnte der Konzern die Lieferengpässe in diesem Bereich, die Lucent noch bis zum ersten Quartal plagten, im zweiten und dritten Quartal beheben. Allerdings dämpfte Lucent die Erwartungen für das vierte Quartal: Statt von 20 geht der Hersteller nur noch von 15 Prozent Wachstum aus. Außerdem werde der Gewinn aus dem operativen Geschäft in den nächsten Quartalen wohl rund 15 Prozent unter den ursprünglichen Erwartungen liegen. Verursacht werde dies vor allem durch Schwächen im Geschäft mit klassischem Telekom-Equipment, das immer noch 15 bis 20 Prozent zu den Umsätzen Lucents beitrage. Der Konzern zeigte sich aber optimistisch, dies durch weiter steigende Umsätze mit optischen Netzen auf Dauer mehr als ausgleichen zu können.

Bei der Vorstellung der Geschäftszahlen bestätigte Lucent auch die Berichte von Mitte Juni, dass man den Bereich Mikroelektronik in eine selbstständige Firma auslagern wolle. Die Sparte allein, die Chips und Laser für Kommunikationsgeräte herstellt, konnte im dritten Quartal auf einen Umsatz von 1,81 Milliarden US-Dollar vermelden. Nach Erwartungen von Analysten könnte die Ausgliederung dieses Bereichs bis zu 50 Milliarden US-Dollar in die Kassen von Lucent spülen. Schon Anfang März hatte der Konzern angekündigt, das komplette Geschäft mit Telefonanlagen, Netzwerkverkabelung und Geräten für lokale Netzwerke in ein eigenes Unternehmen auszulagern. Lucent selbst war aus der Verselbstständigung des Equipmentbereichs des Telefongiganten AT&T hervorgegangen.

Trotz der hohen Gewinne aus dem operativen Geschäft und der Verbesserungen gegenüber den Problemen im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs zeigte sich die Börse nicht besonders beeindruckt über die Lucent-Zahlen. Vor allem wegen der reduzierten Erwartungen für die kommenden Quartale und auf Grund von Zweifeln unter den Börsianern, dass die Auslagerungspläne dem Mutterkonzern auf Dauer weiterhelfen, sank der Kurs der Lucent-Aktie: Zum Börsenschluss am Donnerstag in New York fiel das Papier um rund 10,30 US-Dollar auf rund 54,20 US-Dollar. (jk)