Neue 3D-Schnittstelle: AMD Mantle als DirectX-Konkurrenz
Die 3D-Schnittstelle Mantle von AMD soll per Low-Level-Zugriff für deutliche Performance-Steigerungen bei Grafikkarten sorgen. Und könnte Microsofts Direct3D langfristig obsolet machen.
AMD hat im Zuge der Vorstellung seiner neuen Grafikkarten-Generation Volcanic Islands eine unabhängige 3D-Schnittstelle angekündigt: Mantle. Sie soll näher an der Hardware arbeiten als DirectX und OpenGL (Low-Level-API statt High-Level-API) und direkt auf sämtliche GPU-Funktionen zugreifen. Kompatible Spiele laufen exklusiv über Mantle und sind dadurch vom derzeitigen Standard Direct3D unabhängig. Entwickler können PC-Spiele mit Mantle ebenso systemnah programmieren, wie dies auf Konsolen bereits der Fall ist. Mantle ist zur Shader-Sprache HLSL von DirectX kompatibel, was Portierungen erleichtern soll.
Systemnahe Programmierung wie auf Konsolen
Mantle soll die Entwicklung von Spielen für mehrere Hardware-Plattformen – sprich: Konsolen und PCs – vereinfachen und wesentlich mehr 3D-Leistung aus Grafikkarten und Hauptprozessoren quetschen, als es Direct3D schafft. Als einen wichtigen, prominenten Unterstützer zauberte AMD das schwedische Entwicklerstudio DICE aus dem Hut. Deren Frostbite-3-Engine treibt etwa das kommende Multiplayer-Actionspiel Battlefield 4 an und läuft auf DirectX 11.1 oder Mantle. Über Letzteres konnten die Entwickler viele Low-Level-Optimierungen vornehmen und bis zu acht CPU-Kerne auslasten. Battlefield 4 erscheint im Oktober zunächst für DirectX. Im Dezember soll ein Update die Mantle-Unterstützung bringen.
Damit Mantle-Spiele die Grafikkarte ansteuern können, ist außer der Programmierschnittstelle selbst auch ein spezieller Treiber erforderlich. Optimiert ist die Low-Level-API auf das Zusammenspiel mit GCN-Grafikchips (Graphics Core Next), wie AMD mehrmals betonte. Allerdings dürfte die API auch mit Nvidia-Hardware und Intel-IGPs laufen – welche Auswirkungen das auf die Performance hat, ist unklar. Dazu müssten Intel und Nvidia aber wohl außerdem Mantle-kompatible Grafiktreiber bereitstellen.
Ob, wann und wie Mantle unter Linux laufen soll, ist unklar – aber speziell in Bezug auf Steam OS spannend. Mehr Details will AMD est auf seiner Entwicklerkonferenz APU 14 verkünden. Sie findet Anfang November in San Jose statt.
Mehr Druck auf Microsoft
Mit Mantle macht AMD einen Schritt weg von Microsofts DirectX-Schnittstelle, die im Bereich der PC-Spiele praktisch Monopolstellung genießt. Auf anderen Plattformen wie Mac OS oder Linux steht zwar OpenGL bereit, aber das Spiele-Angebot ist mager. AMD hob bei der Mantle-Ankündigung vor allem die Multiplattform-Eignung hervor. Damit können Programmierer selbst neue Rendering-Techniken vergleichsweise einfach realisieren. Sie sind folglich nicht mehr auf DirectX-Updates – wie etwa für Tiled Resources mit Direct3D 11.2 – angewiesen, die in großen zeitlichen Abständen erscheinen.
Microsoft dürfte die Idee weniger gefallen, schließlich sind Spieler derzeit wegen DirectX im Grunde gezwungen, zu Windows zu greifen. Mantle könnte damit in die Fußstapfen des zu 3DFX-Zeiten populären Low-Level-API Glide treten, das für 3dfx-Voodoo-Grafikkarten eine 3D-Beschleunigung sowohl unter Windows als auch DOS bot.
Erfolg ungewiss
Ob Mantle zum Erfolg wird, hängt in erster Linie von den Spieleprogammierern ab. Schließlich läuft die Portierung des Low-Level-Codes eines Konsolenspiels auf den PC auch mit Mantle nicht von selbst. Im Unterschied zur Konsole ist die PC-Spiele-Hardware durch eine große Vielfalt gekennzeichnet. Schließlich müssen Spiele nicht nur auf AMD-GPUs, sondern auch auf jenen von Nvidia und Intel gut laufen, die sich hinsichtlich ihrer Architektur deutlich unterscheiden. Das könnte Entwickler wiederum mehr Zeit kosten. Ob auch Nvidia und Intel Zeit und Geld in die Bereitstellung von Tools und Leitfäden zur Mantle-Programmierung ihrer GPUs investieren, ist offen. Bei den kommenden Spielkonsolen wird AMD als GPU-Lieferant wiederum selbst eine Monopolstellung haben. (mfi)