Neue DNS-Adressen kommen im nächsten Jahr

.mobi hat für Mai eine Sunrise-Phase angekündigt. Beim ICANN-Treffen in Wellington stellte CEO Paul Twomey den Abschluss der Verhandlungen über .tel und .asia in Aussicht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 21 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Monika Ermert

Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) will in Kürze eine Vorankündigung zur Einführung neuer Top Level Domains (TLD) veröffentlichen. Spätestens am 1. Januar 2007 soll der Prozess für weitere neue Adresszonen starten. Die Vorankündigung soll interessierten Unternehmen ausreichend Zeit geben, konzeptionelle und finanzielle Vorbereitungen zu treffen, sagte ICANN-Mitglied Susan Crawford, die die Vorankündigung vorgeschlagen hatte und beim Wellingtoner Treffen des Vorstands am Freitagmorgen erläuterte.

Laut Crawford ist es wichtig, dass die ICANN beim Thema neue Top Level Domains endlich einen Schritt vorankommt. Seit Jahren wird darüber diskutiert, ob neue Adresszonen benötigt werden und auf welche Weise sie vergeben werden sollen. Auch darüber, ob neue TLDs in jeweils angekündigten Runden vergeben werden oder in einem kontinuierlichen Prozess, der eine Überprüfung der technischen Güte der jeweils eingereichten Vorschläge beinhaltet, gibt es seit Langem Streit.

Regeln, nach denen die neuen Adresszonen eingeführt werden sollen, bereitet derzeit die so genannte Generic Name Supporting Organization (GNSO), das für allgemeine Top Level Domains zuständige ICANN-Gremium, vor. Die GNSO soll ein Verfahren für die Einführung von TLDs vorschlagen. Die GNSO wird in dem Beschluss des ICANN-Vorstands aufgefordert, möglichst bis zum nächsten ICANN-Treffen Ende Juni in Marrakesch seine Vorschläge für Regeln fertig zu stellen, damit man den Prozess auch wirklich zum kommenden Jahr starten kann.

Nach bisherigem Stand der Diskussion hält die GNSO folgende technische Kriterien für die Einführung neuer TLDs für notwendig: Erstens die Einhaltung der einschlägigen IETF-Standards sowie der an Bedeutung gewinnenden Standards für internationalisierte Domains. Zweitens müssten die Bewerber eine gesunde Finanzierung nachweisen und sich selbstverständlich allen ICANN-Vorgaben unterwerfen (Kriterien als PDF-Datei).

Vereinzelt wurde in Wellington die Ansicht vertreten, dass die neuen Adresszonen einen Zusatznutzen für bestimmte Kundengruppen liefern sollen. Das liefe darauf hinaus, dass zunehmend Spezialdomains eingeführt werden könnten. Viele von diesen hätten sich allerdings in der Vergangenheit als Flops erwiesen oder sie fristen ein eher bescheidenes Dasein. Inwieweit der bescheidene Erfolg der bisherigen Spezialdomains auf konzeptionelle Fehler zurückgeht, wird sich zeigen, wenn neue Spezialdomains nach und nach in die Root gehen.

Nach .travel und .jobs, von denen man hierzulande recht wenig hört, und der jüngst gestarteten katalanischen Domain .cat hat nun .mobi eine Sunrise-Phase für Mai angekündigt. Beim Treffen in Wellington stellte der ICANN-Präsident und -CEO Paul Twomey außerdem den Abschluss der Verhandlungen über .tel und .asia in Aussicht, die für eine größere Öffentlichkeit interessant erscheinen. Auch diese TLDs müssen dann noch vom Vorstand abgesegnet werden. Die künftigen Betreiber dürften hin und wieder ein Stoßgebet zum Himmel schicken, dass sie dann nicht ähnlichen Bedenken von Seiten der Regierungen begegnen wie die .xxx-Rotlichtdomain.

Die Betreiber von .asia hätten sich sehr um das Gespräch mit Regierungen in Asien bemüht, erklärte der Chef des Regierungsbeirats Sharil Tarmizi in der Vorstandssitzung am Freitag. Angesichts möglicher neuer TLD-Runden ab dem kommenden Jahr wies Tarmizi auf nationale Empfindlichkeiten mit Blick auf geographische Adresszonen hin. Ein Kandidat für das kommende Jahr, der das Kriterium geographische TLD erfüllt, kommt übrigens aus Deutschland, nämlich .berlin.

Wer bei der Ablehnung der künftigen neuen TLDs das letzte Wort hat, bleibt eine spannende Frage. Zur .xxx-Domain haben die Regierungen in Wellington eine Warnung an den ICANN-Vorstand gesandt: Einige Regierungen seien komplett gegen die Rotlichtdomain. Der Vorstand hat nun eine vorsichtige Replik gestartet und will Nachverhandlungen über so genannte "public policy"-Fragen führen. Offensichtlich will die ICANN nicht kampflos das Feld räumen. (Monika Ermert) / (ssu)