Neue Großwärmepumpen nutzen Flusswasser und Rechenzentren

Kampf gegen die Erderwärmung: Längst haben viele Privathäuser Wärmepumpen. Diese gibt es inzwischen auch als XXL-Version. Wer profitiert davon?

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Rechenzentrum

(Bild: Gorodenkoff / Shutterstock.com)

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  • dpa

Hessen setzt im Kampf gegen den Klimawandel auch auf Großwärmepumpen, die Abwärme der Industrie oder aus anderen Quellen nutzen. Studien zeigen ein großes Potenzial dieser Anlagen, wie es in einer Anfrage der FDP-Landtagsfraktion heißt. Hessens Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD) antwortet darauf: "Großwärmepumpen können derzeit vorwiegend in der Fernwärmeversorgung und der Industrie zum Einsatz kommen."

Gemäß einer summarischen Hochrechnung könnten sie in diesen beiden Bereichen im Jahr 2045 im Bundesland insgesamt 15,3 Terawattstunden (TWh) Wärme produzieren und 2,26 Millionen Tonnen CO₂ vermeiden. Für die Wärmeproduktion müssten dabei bei einer durchschnittlichen Effizienz der Großwärmepumpen etwa 5,1 TWh elektrische Energie zusätzlich fließen, ergänzt Vize-Ministerpräsident Mansoori.

Die Zahl der in Hessen geplanten oder schon in Betrieb gegangenen Großwärmepumpen (größer als 100 kW) sei unbekannt, da ihre Betreiber nicht verpflichtet seien, die Anlagen bei einer staatlichen Stelle zu registrieren. Mansoori nannte gleichwohl mehrere Beispiele. So planten in Großkrotzenburg im Main-Kinzig-Kreis die Gemeindewerke, eine Flusswasser-Wärmepumpe mit einer Leistung von dreimal 1.500 kW zu installieren.

In Hessens größter Stadt Frankfurt gibt es laut dem Wirtschaftsminister mehrere Vorhaben. "Das Projekt 'Franky' geht im Jahr 2025 mit zwei Wärmepumpen mit einer Leistung von jeweils 320 kW in Betrieb. Dort wird Abwärme aus einem Rechenzentrum für die Wärmeversorgung eines Neubaugebietes aufbereitet", erklärt Mansoori.

Im Frankfurter Osten sei ebenfalls vorgesehen, die Abwärme eines Rechenzentrums für Fernwärme und Wärmeversorgung von benachbarten Gewerbebetrieben und Wohnungen zu nutzen.

Auch die Abwärme eines künftigen Rechenzentrums in Langen im Kreis Offenbach soll nach Worten von Mansoori ins Fernwärmenetz eingespeist werden, um mehrere Wohnquartiere mit Heizungswärme und Warmwasser zu versorgen.

Die schwarz-rote Landesregierung habe in der aktuellen Förderperiode des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung 58 Millionen Euro für Programme innovativer Energievorhaben reserviert. Damit könnten auch Investitionen in Wärmeprojekte inklusive Großwärmepumpen mit bis zu 40 Prozent gefördert werden. Mansoori fügt hinzu: "Ein Infoportal zu Hochtemperatur-/Großwärmepumpen auf der Website der Landesenergieagentur befindet sich im Aufbau."

Hochtemperatur-Wärmepumpen können laut dem Minister auch Temperaturen von 200 Grad und mehr für die Industrie erzeugen – mit einer etwa doppelt so hohen Effizienz wie beim direkten Einsatz von elektrischer Energie für Prozesswärme. "Demgegenüber stehen aktuell die hohen Kosten für die Anlagen, fehlende Informationen, mangelnde Erfahrung und Entwicklungsbedarf der Technologie", erläutert Mansoori. Gleichwohl seien in Hessens energieintensiver Industrie erste Pilotprojekte "in der Anbahnung".

(emw)