Neue Twitter-Chefin: Elon Musk beruft Linda Yaccarino
Das Geheimnis ist gelüftet, wer neue Chefin bei Twitter werden soll. Linda Yaccarino beherrscht das, was für Elon Musk eine der größten Baustellen ist.
Elon Musk hat am Freitagabend deutscher Zeit Linda Yaccarino als künftige Geschäftsführerin von Twitter bekannt gegeben. Der Inhaber des sozialen Netzwerks kündigte allerdings an, dass auch er weiterhin eine entscheidende Rolle bei Twitter spielen werde. Während sie sich in erster Linie um das operative Geschäft kümmern soll, wolle er sich auf das Produktdesign und neue Technologien konzentrieren. Zusammen mit ihr plane er, Twitter in "X, die App für alles" zu verwandeln, kündigte Musk via Twitter an. Yaccarino soll in sechs Wochen ihren Dienst antreten.
Die Personalie gilt Beobachtern als deutlicher Fingerzeig, wo Twitters aktuell größte Herausforderungen liegen. Die 59-Jährige arbeitet seit über 11 Jahren beim Medienkonzern NBC Universal und verantwortet dort das weltweite Werbegeschäft und die Partnerschaften. Seit Aufnahme ihrer Arbeit bei NBC Universal habe sie mit den 2000 Mitarbeitern, die ihrer Abteilung angehören, mehr als 100 Milliarden US-Dollar an Werbeumsätzen generiert, schreibt sie über sich selbst im Businessnetzwerk LinkedIn.
Kontakte zu Trump und vielen Konzernen
Die New Yorkerin gilt als bestens vernetzt und genießt einen guten Ruf bei Werbeentscheidern. Genau dies können Musk und sein 44 Milliarden teurer Zukauf gerade gut gebrauchen, denn die unkonventionellen Führungsmethoden des SpaceX-Gründers und Tesla-Chefs schreckten in den vergangenen Monaten einige Anzeigenkunden ab. Vor allem aber Musks Einsatz für die "Redefreiheit", die er durch geringere Regulierung zu erreichen versucht, ließ Werbekunden vorsichtig werden, da diese ungern in der Nähe von Hassbotschaften und Desinformationen stehen möchte, die ohne effektive Kontrolle aufzukeimen drohen. Dabei braucht Musk gerade Anzeigen dringend, wo er doch erklärtermaßen eine dramatische finanzielle Schieflage bei Twitter feststellte und unter anderem mit dem Abodienst Twitter Blue, vor allem aber mit Werbeeinnahmen versucht, daran etwas zu ändern.
Sympathien für den streitbaren Twitter-Eigner zeigte die Managerin offen in Posts und nach einem Interview, das sie mit Musk auf einem Werbekongress in Miami führte. Yaccarino dürfte aber auch politisch mit Musk auf einer Wellenlänge liegen. Sie hat in der Vergangenheit den früheren US-Präsidenten Donald Trump beraten, dessen Rückkehr zu Twitter Musk ermöglichte. Kontakte pflegt sie aber auch ins amtierende Weiße Haus um Präsident Joe Biden.
Musks Fans reagieren zwiegespalten
Wer allerdings einen der größeren Allgemeinheit bekannten neuen CEO erwartet hat, sieht sich enttäuscht. Musk bleibt wohl auch weiterhin die schillernde Figur. Die Personalie hatte er 24 Stunden vor Bekanntgabe des Namens bereits angedeutet – US-Medien gelang es, Yaccarinos Namen bereits herauszufinden, bevor Musk am Freitagmorgen kalifornischer Zeit selbst den Namen veröffentlichte.
Musks Anhänger reagierten in ersten Reaktionen unter seinem Tweet zwiegespalten. Während einige erklärten, dass Musk ja weiterhin die Kontrolle habe und Yaccarino eine gute Wahl sei, um die Einnahmen zu erhöhen, fürchten einige eine stärkere Wiederaufnahme der Regulierung von Beiträgen als Zugeständnis an die Werbewirtschaft. Stein des Anstoßes ist ein Zitat Yaccarinos, wo sie sagte, dass sie für Redefreiheit sei, aber nicht für Reichweitenfreiheit (Freedom of speech not reach).
(mki)