Neue Zahlen: Digitalfotografie auf dem absteigenden Ast

Die Zeiten, in denen die Digitalfotografie noch Wachstumsimpulse setzen konnte, neigen sich definitiv dem Ende entgegen. Nachdem sich gerade die spiegellosen Systemkameras als Verkaufsflops entpuppten, probt die Industrie notgedrungen die Rolle rückwärts.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Sascha Steinhoff
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Die digitale Fotografie hat ihre besten Zeiten definitiv hinter sich, das ist eindeutig aus den aktuellen Verkaufszahlen für Digitalkameras in Deutschland abzulesen. Dafür wächst die Nachfrage nach Analogfilm und analogen Kameras in erheblichem Maße, Fotolabore und Filmfabrikanten kommen kaum noch mit der Produktion nach.

Insbesondere junge Menschen begeistern sich kaum noch für die Digitalfotografie. Während es bei der älteren Generation immer noch als schick gilt, seine Bilder elektronisch zu sichern, haben die mit Smartphone und Internet aufgewachsenen jungen Menschen oft gar keine Lust mehr auf Megapixelzählerei und Echtzeithistogramme. Sie sehen weniger die Chancen der Digitalfotografie, als vielmehr ihre Risiken. In Zeiten von Facebook & Co. ist die Ausbreitung eines elektronischen Bildes kaum zu stoppen, das wollen Jugendliche überwiegend nicht mehr akzeptieren. Ein analoges Bild lagert hingegen zu Hause sicher im Fotoalbum. Das sehen dann wirklich nur diejenigen, mit denen man es teilen möchte.

Selbst in Asien, wo jahrelang eine dicke DSLR mit lichtstarkem Originalobjektiv als wichtiges Statussymbol galt, ist ein Paradigmenwechsel hin zum analogen Bild zu beobachten. In der Digitalfotografie kann man aus wirklich jedem hässlichen Entlein per Photoshop recht einfach einen schönen Schwan zurechtpinseln. Als Statussymbol taugt eine Digitalkamera daher nicht mehr. Es zählt wieder das unverfälschte, unkorrigierte Bild. Wer hier immer noch schön aussieht, ist entweder tatsächlich schön, oder er konnte sich zumindest entsprechende Operationen leisten. Analogbilder garantieren eine Authenzität, welche die Digitalfotografie mit ihren vergeblichen Versuchen, zumindest die Rawbilder vor Manipulationen zu schützen, nie auch nur ansatzweise erreichen konnte. Polaroid-Fotos stehen beispielsweise in China daher noch höher im Kurs als analoge Abzüge. Denn nur das Polaroidbild ist garantiert unretuschiert. Dem Digitalbild wird hingegen kein echter Wert mehr beigemessen. Wer heute noch mit Freunden Urlaubsbilder am Fernseher guckt, gilt in Asien als Ewiggestriger. Hoch im Kurs stehen stattdessen hochwertige Fotoalben, in welche die Bilder ganz klassisch per Fotoecke eingeklebt werden.

Ob und in welchem Maße diese Entwicklung in Deutschland das derzeitige Angebot an analogen Filmen und entsprechenden Kameras beeinflussen wird, ist noch unklar. Unter der Hand wird sogar von einer Wiederaufnahme der Kodachrome-Fertigung gemunkelt. Das Beispiel Polaroid zeigt, das ein derartiges Unterfangen nicht nur möglich, sondern auch durchaus profitträchtig sein kann. (sts)