Neuer Ansatz gegen Erbkrankheiten

Ein neuer Wirkstoff soll es Zellen erlauben, falsche Stoppsignale in den Genen, die die Proteinproduktion durcheinanderbringen können, zu übergehen.

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Ein neuer Wirkstoff, der die Herstellung korrekter Proteine aus mutierter DNA erlauben soll, könnte in den nächsten Jahren Menschen mit einer ganzen Reihe von Erbkrankheiten helfen. Das Medikament zeigt erste positive Wirkungen bei der Behandlung von Mukoviszidose sowie Muskeldystrophie und soll nun in einer größeren internationalen klinischen Studie getestet werden, berichtet das Technologiemagazin Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Verschiedene Erbkrankheiten haben ihren Ursprung in der Veränderung von Genen, die lebenswichtige Proteine bilden. In einigen Fällen besteht die Mutation aus einem genetischen "Stoppschild", das an der falschen Stelle steht – einer Sequenz also, die der Zellmaschinerie übermittelt, dass die Produktion eines Proteins unterbrochen werden soll, obwohl es eigentlich noch gar nicht fertiggestellt wurde. Das Resultat kann dann eine verkürzte, nur schlecht funktionierte Version des Proteins sein oder aber überhaupt keines. Der neue Wirktstoff, der von Start-up PTC Therapeutics aus New Jersey stammt, erlaubt es den Zellen nun, solche genetischen Stoppsignale "zu überfahren" und deshalb korrekte Proteinmoleküle zu produzieren.

Eine größere, Placebo-kontrollierte Untersuchung des Wirkstoffes gegen Muskeldystrophie läuft derzeit – mit 175 Patienten an 38 Orten in den USA, Europa, Australien und Israel. Eine ähnliche Untersuchung für Mukoviszidose wird im nächsten Jahr starten. Diese Tests werden ein Jahr oder länger dauern und den Forschern so abschätzen helfen, ob das Medikament mit der Zeit die Protein-Produktion erhöhen kann, bis es zu einem Stopp der Erkrankung kommt. Obwohl in früheren Untersuchungen Veränderungen einiger Symptome festgestellt wurden, ging es dabei noch nicht darum, ob sich der Zustand der Patienten verbessert. Wichtiger war der Nachweis, dass die Zielproteine auch tatsächlich erstellt wurden. Lee Sweeney, Biologe an der University of Pennsylvania, der mit PTC zusammenarbeitet, schätzt, dass im Vergleich zum Tierversuch die Proteinproduktion beim Menschen um 20 bis 30 Prozent zunehmen muss. "Wir werden über die nächste sechs Monate einen Einblick darin erhalten, wie stark wir den Krankheitsverlauf stoppen können."

Die Studie soll außerdem überprüfen, wie sicher der Wirkstoff ist. Bislang gab es hier keine Probleme beim Menschen, doch die Langzeitauswirkungen sind noch unklar. "Ich fürchte mich ein wenig vor den Nebenwirkungen", meint Melissa Spencer, Forscherin am DMD-Forschungszentrum der University of California in Los Angeles, die die Untersuchung kennt. Weil das Medikament es der Proteinproduktionsmaschinerie in den Zellen erlaubt, zu frühe Stoppsignale zu übergehen, gibt es die Befürchtung, dass auch die korrekten Endanweisungen nicht beachtet werden könnten, was die Proteine unnötig verlängern würde. Laut PTC gibt es hierfür aber bislang keine Hinweise.

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(bsc)