Neuer Siemens-Chef Kleinfeld wegen Handykrise unter Druck

Bei der Vorlage der Siemens-Ergebnisse des zweiten Quartals des Geschäftsjahres 2004/05 wird sich das Interesse wieder vor allem auf die Handysparte richten.

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Von
  • Axel Höpner
  • dpa

Der Druck auf den neuen Siemens-Chef Klaus Kleinfeld wächst. Bei seinem Amtsantritt Anfang des Jahres wurde der 47-Jährige vom manager magazin noch als "Wunderknabe" gefeiert. Doch für das größte Problem des Konzerns -- das verlustreiche Handygeschäft -- hat auch er bisher noch keine Lösung präsentiert. "Ich hoffe, dass mit Hochdruck daran gearbeitet wird, das muss Top-Priorität haben für das Management", sagt Siemens-Analyst Theo Kitz von Merck Finck. Möglicherweise kommt Siemens einer Lösung näher. In den vergangenen Tagen schossen Spekulationen über mögliche Partner für das Handygeschäft ins Kraut.

Kleinfeld legt an diesem Mittwoch in Lissabon die Konzern-Ergebnisse für das abgelaufene Quartal vor. Dabei werde er natürlich auch Stellung nehmen zur Lage in der Kommunikationssparte, sagte ein Konzernsprecher. Die Handysparte bei Siemens dürfte nach Analystenschätzungen im Quartal erneut mehr als 100 Millionen Euro Verlust gemacht haben. Experten rechnen damit, dass auch deshalb der Konzerngewinn unter dem Strich von 807 auf etwa 730 Millionen Euro gesunken ist.

Kleinfeld selbst verweist darauf, dass zwar eine Lösung für das Handygeschäft gefunden werden muss. Siemens bestehe aber bei weitem nicht nur aus der Mobilfunksparte. "An dem Teil wird das Unternehmen weder gesunden noch kaputtgehen." Auch die Experten von Merrill Lynch verweisen in einer aktuellen Beleuchtung des Konzerns auf "Star-Performer" wie die Medizintechnik, den Licht-Konzern Osram und die Automatisierungssparte A&D, mit denen Siemens viel Geld verdient.

Dennoch dürften sich bei der Vorlage der Ergebnisse des zweiten Quartals des Geschäftsjahres 2004/05 das Interesse wieder vor allem auf die Handysparte richten. Konkurrenten wie Nokia und Motorola berichteten in den vergangenen Tagen von ausgezeichneten Umsätzen im boomenden Handymarkt. Umso schlechter machen sich die Ergebnisse von Siemens in diesem Bereich.

Zwar hat Konzernvorstand Rudi Lamprecht, früher für die Handys verantwortlich, verkündet, nach seiner Einschätzung sei das Geschäft einfach zu sanieren. Wie dies aber geschehen soll, ist bisher völlig offen. Daher gilt weiterhin ein Verkauf der Sparte oder die Kooperation mit einem Partner als wahrscheinlich. "Ein Käufer kann allerdings nicht über Nacht gefunden werden", sagt Analyst Kitz. Als Kooperationspartner wurden in den vergangenen Tagen Motorola und der taiwanische Acer-Konzern ins Spiel gebracht. Angeblich sind die Verhandlungen jeweils schon weit fortgeschritten. Allerdings hat Acer bereits abgewunken. In Branchenkreisen gilt es auch eher als unwahrscheinlich, dass am Mittwoch ein Bündnis mit Motorola verkündet wird.

Abgesehen von den Problemen in der Kommunikationssparte -- auch im Festnetzgeschäft und beim IT-Dienstleister SBS hakt es -- läuft es bei Siemens insgesamt ordentlich. Der operative Gewinn der Bereiche ist im zweiten Quartal laut Analysten-Schätzungen von knapp 1,1 auf 1,25 Milliarden Euro gestiegen. Auch beim Umsatz erwarten die Experten einen leichten Zuwachs auf 18,6 Milliarden Euro. (Axel Höpner, dpa) / (jk)