Neuer deutscher Astronaut Maurer würde gerne zum Mond

Matthias Maurer könnte der nächste Deutsche im All werden. Noch hat der neue ESA-Astronaut keine konkrete Mission, aber das Training läuft. Ein denkbares Ziel ist jede Nacht am Himmel zu sehen – und Zwischenschritt für die Reise der Menschheit zum Mars.

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Neuer deutscher Astronaut Maurer würde gerne zum Mond

Matthias Maurer im Astronautenzentrum der ESA

(Bild: ESA–Sabine Grothues)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Matthias Maurer (46) ist neues Mitglied des Astronauten-Korps der Europäischen Raumfahrtagentur ESA. Konkret heißt das, dass er sich große Hoffnungen machen kann, eines Tages ins All zu fliegen. Maurers Weg dorthin war weit. Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur spricht er über das lange Warten auf diese Chance, warum er sich eine Mond-Reise vorstellen könnte und über seine Botschaft an Europa-Kritiker.

Matthias Maurer im Astronauten-Korps (9 Bilder)

Maurer bei einem Test der Hololens
(Bild: ESA)

Sie mussten ziemlich geduldig sein. Bei der bislang letzten Bewerbungsrunde der ESA 2008 kamen sie unter die besten zehn Bewerber, wurden aber nicht zum Astronauten ernannt. Haben Sie damit überhaupt noch gerechnet?

Die ESA hatte damals nur eine begrenzte Anzahl von Raumflügen. Deswegen konnte sie auch nur sechs Astronauten einstellen. Von diesem Moment an war mir klar, dass es mit dem Traum, Astronaut zu werden, entweder gar nicht mehr klappt oder dass er zumindest weit nach hinten verschoben wird. Zum Glück kam der damalige ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain auf mich zu und sagte: Bei der ESA kann man auch mitarbeiten, ohne Astronaut zu sein. Er war ja selbst ein ausgewählter Astronautenkandidat, der nie geflogen ist. Ich bin seinem Rat gefolgt und habe viel gelernt. Aber mir war auch klar: Ich bin kein Astronaut. Ich hatte etwas gewonnen – aber nicht den Superpreis. Der kommt jetzt.

Wann wussten Sie, dass es doch noch klappen könnte?

2014 zeichnete sich ab, dass die ISS (Internationale Raumstation) von 2020 auf 2024 verlängert wird. Da war klar: Es gibt neue Flüge, die Amerikaner bauen neue Raketen mit vier statt drei Sitzplätzen und die ISS-Besatzung wird erweitert von aktuell sechs auf sieben in der Zukunft. Die Gespräche mit China begannen. ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain erkannte, dass es nun eine Option gibt und kam direkt auf mich zu. Er musste mich nicht zweimal fragen.

Einige der Aufnahmen von Alexander Gerst (13 Bilder)

Feuerstreif

Der Wiedereintritt der Raumkapsel Cygnus in die Erdatmosphäre
(Bild: Alexander Gerst - ESA/NASA)

War es ein Kindheitstraum, der damit in Erfüllung ging?

Es war ein Erwachsenentraum. Als Kind habe ich natürlich begeistert mitverfolgt, wie Ulf Merbold in den Weltraum geflogen ist. Im Studium habe ich auch mal nachgeschaut, was man braucht, um Astronaut zu werden, aber die ESA suchte damals keine Astronauten. Richtig entfacht wurde der Wunsch erst, als ich in den Fernsehnachrichten sah, dass die ESA ein neues Auswahlverfahren startet. Ich wusste sofort: Das ist genau mein Ding. Es verbindet Wissenschaft, Technik, Arbeit in einem internationalen Team und natürlich eine Prise Abenteuer.

Eine konkrete Mission für Sie gibt es bislang noch nicht. Sie sind sozusagen im Wartestand. Hätten Sie ein Wunschziel?

Sicherlich ist die ISS momentan ein ganz tolles Ziel. Aber der Mond wäre auch eins, das ich mir vorstellen und wünschen würde. Langfristig soll die Reise der Menschheit zum Mars gehen. Der Mond ist dafür eine Art Zwischenstufe. Dort können wir Techniken üben und verifizieren, um diese lange Reise irgendwann antreten zu können.

Was würden Sie als Erstes im All machen, wenn Sie etwas Zeit für sich haben?

Ich würde mir als Erstes einfach nur die Erde anschauen. Einfach nur schauen. Und danach sicherlich den Blick ins Universum schweifen lassen. In den dunklen Hintergrund.

Ihr Kollege Alexander Gerst hat viele Menschen über die sozialen Netzwerke an diesen Eindrücken teilhaben lassen.

Sie können von mir genau das Gleiche erwarten wie von Alex. Er hat diese Rolle super eingenommen, ebenso wie meine anderen europäischen ESA-Astronautenkollegen. Ich schaue zu, wie sie es machen. Das ist eine Lernphase. Aber natürlich: Die Nutzung der sozialen Netzwerke ist der richtige Weg.

Bilder des deutschen Astronauten Alexander Gerst aus der ISS (20 Bilder)

Die Kuppel war einer der liebsten Aufenthaltsorte Gersts.
(Bild: ESA/NASA)

Sie würden ebenfalls so eine Art Botschafter im All. Haben Sie auch schon eine Botschaft?

Gerade in diesen Zeiten, in denen die europakritischen Stimmen so laut sind, ist es mir ganz wichtig zu zeigen, dass die ESA ein Paradebeispiel ist für das, was man erreichen kann, wenn man in Europa zusammenarbeitet: nämlich viel mehr als alleine. In den 80ern und 90ern gab es in der europäischen Raumfahrt noch nationale Teams. Die Deutschen, die Franzosen und die anderen waren nur Gäste bei den Amerikanern oder bei den Russen. Heute sind wir gleichberechtigter Partner auf der ISS. Wir entscheiden mit. Wenn wir als einzelne Nationalstaaten auftreten würden, wären wir wieder nur Gäste. (mho)