Neun-Euro-Ticket könnte in Berlin bis Ende des Jahres laufen

Das Ende des 9-Euro-Tickets ist nahe, die Verkehrsminister der Länder fordern vom Bund Vorschläge für die Nachfolge. Die Berliner SPD plant ein Übergangsticket.

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(Bild: VDV)

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Die im Land Berlin regierende SPD tritt dafür ein, das Neun-Euro-Ticket zu verlängern. Einen Vorschlag dazu wolle die Prtei den Koalitionspartnern Grüne und Linke unterbreiten, berichtet der rbb, die SPD bestätigte den Bericht. Die Grünen zeigten sich demnach skeptisch.

Das Neun-Euro-Ticket gilt nur noch bis Ende dieses Monats, eine bundesweite Anschlussregelung gibt es trotz diverser Forderungen danach nicht. Die Berliner SPD will nun die Zeit bis zum Jahresende überbrücken, bis zu dem möglicherweise eine Lösung gefunden sei und der Bund in die Finanzierung einsteigt. Allerdings würde das Neun-Euro-Ticket dann nicht im gesamten Bundesgebiet gelten, sondern nur im Berliner Tarifbereich AB. Bisher kostet eine gewöhnliche Monatskarte für diesen Tarifbereich 86 Euro.

Raed Saleh, SPD-Fraktionsvorsitzender im Berliner Abgeordnetenhaus, sagte dem rbb, die Berliner hätten das Ticket gut angenommen. Der Co-Vorsitzende der Grünen im Abgeordnetenhaus, Werner Graf, sagte dem rbb, er halte es nicht für sinnvoll, einen Flickenteppich einzuführen, das 9-Euro-Ticket bis zum Jahresende fortzuführen, entfache ein Strohfeuer.

Als Tarif-Flickenteppich zeigte sich Deutschland im ÖPNV bis zur Einführung des Neun-Euro-Tickets zu Anfang Juni dieses Jahres. In den vergangenen Wochen deutete sich an, dass der alte Flickenteppich in neuen Farben erstrahlen könnte. Aus Niedersachsen beispielsweise kam der Vorschlag für ein norddeutsches Ticket, falls der Bund nicht zahlen wolle. Mainz will ab September aus eigenem Geld ein ganzjähriges 365-Euro-Ticket anbieten, allerdings nur für Schüler und Auszubildende, in Nürnberg läuft ein Bürgerbegehren für ein solches Ticket, das für alle gelten soll, der niedersächsische Landkreis Lüchow-Dannenberg ist ein Schritt weiter. Dort wird zum 1. September ein 365-Euro-Ticket eingeführt.

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Wissing bezeichnete die Ergebnisse der Verkehrsministerkonferenz der Länder laut dpa als enttäuschend. Sie gäben für die Bürgerinnen und Bürger keine Antwort auf die Frage, wie es mit dem ÖPNV weitergehe, sagte er am Freitag in Berlin. "Die Bürgerinnen und Bürger erwarten, dass Politik Lösungen präsentiert und nicht Verantwortungen verschiebt."

Er stehe zu Gesprächen bereit, wie der ÖPNV attraktiver und digitaler werden könne, sagte der Minister. Dessen Organisation sei Aufgabe der Länder. Wissing verwies auf eine Arbeitsgruppe. Deren Ergebnisse sollen im Oktober vorliegen.

"Wer erst über Geld redet, der wird die Reformen nie erreichen", sagte Wissing. Es gehe nicht nur um finanzielle Fragen, sondern es gehe vor allen Dingen um strukturelle Fragen. "Und die müssen jetzt am Anfang stehen. Ich bin etwas erstaunt, dass das immer wieder verweigert wird."

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Der Verband der deutschen Verkehrsunternehmen (VDV) hatte bereits ein monatliches 69-Euro-Ticket vorgeschlagen. Weiter war vom VDV zu dem Thema heute nichts zu erfahren, am kommenden Montag will der Verband sein Fazit zum 9-Euro-Ticket präsentieren. An der Pressekonferenz soll auch die Bremer Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) teilnehmen, momentan Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz. Diese forderte am heutigen Freitag laut dpa, das Bundesverkehrsministerium solle einen eigenen Vorschlag für die Nachfolge des Neun-Euro-Tickets vorlegen, zumal sich zeige, dass die Verkehrsunternehmen wegen höherer Energiekosten ihre Preise erhöhen. Bisher hieß es aus dem Ministerium, es wolle Vorschläge anderer sichten und im kommenden Herbst mit den Ländern darüber konferieren. Eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets kam für Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) nicht in Frage.

Das Neun-Euro-Ticket hat laut Umfragen des DLR-Instituts für Verkehrsforschung (PDF) unter 2500 Menschen im Alter ab 18 Jahren für einen ähnlichen Effekt wie die Coronavirus-Pandemie gesorgt, nur umgekehrt. Der ÖPNV wurde also wiederbelebt. Die Hälfte der im Juni und Juli Befragten besaß eine ÖPNV-Zeitkarte, 20 Prozent hatten eine klassische Monatskarte, 28 Prozent ein 9-Euro-Ticket, weitere vier Prozenten planten, ein solches anzuschaffen. Das Neun-Euro-Ticket sei dabei hauptsächlich für Freizeitaktivitäten genutzt worden, ergab die Studie. Zudem besäßen eher Menschen in Städten denn auf dem Land ein solches Ticket.

(anw)