Neun-Euro-Ticket zu Pfingsten: 400 überfüllte Züge an jedem Tag

Das erste Wochenende nach Einführung des vergünstigten ÖPNV-Tickets erbrachte erhöhten Personalbedarf bei der Bahn – auch wegen vieler Bahn-Neulinge.

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(Bild: dpa / Carsten Koall)

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Am vergangenen Pfingstwochenende – dem ersten nach Einführung des Neun-Euro-Tickets – hat es an jedem Tag bundesweit etwa 400 Züge mit zu hoher Auslastung gegeben. Passagiere mussten abgewiesen, Fahrräder konnten nicht mitgenommen werden. Das haben laut einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) erste Auswertungen der Problemmeldungen der Zugführer ergeben.

Insgesamt habe es pro Tag rund 700 Meldungen von Überlastung, Problemen mit Passagieren oder Störungen an die Einsatzzentrale gegeben, zitiert das RND Ralf Damde, Vize-Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats DB Regio. Das sei signifikant mehr als an einem durchschnittlichen Wochenende und auch signifikant mehr als an Pfingstwochenende vor Corona.

Vor allem Fahrräder seien nach wie vor ein großes Problem, sagte Damde. Insgesamt hätten Fahrgäste Appelle zu Rücksichtnahme und Geduld überwiegend ernst genommen. Es sei zwar zu Aggressionen gekommen, etwa wenn ein Fahrrad draußen bleiben musste oder Menschen nicht mehr in Zug kamen, aber diese seien verbal geblieben.

Zu erhöhtem Personal- und Zeitaufwand habe geführt, dass viele Reisende ohne Bahn-Erfahrung sich auf den Bahnsteigen oder in großen Bahnhöfen nicht zurechtfanden. Es habe auch viele Menschen gegeben, die lange nicht Zug gefahren sind und nicht wussten, dass im ÖPNV nach wie vor Maskenpflicht herrscht.

Der zusätzliche Einsatz von Fahrzeugen hat laut Damde flächendeckend zu Überstunden für das Bahn-Personal geführt, vor allem bei Lokführern, Kundenbetreuern, Service-, aber auch Reinigungskräften und dem Personal für die Instandhaltung, erklärte Damde. Das Personal sei seinen Zusatzaufgaben sehr gut nachgekommen. Das sei im Ausnahmefall möglich, dauerhaft aber nicht, sagte Damde. "Viele Bahn-Angestellte gehen schon jetzt auf dem Zahnfleisch."

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Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht sich nach dem ersten Härtetest für das Neun-Euro-Ticket am Pfingstwochenende in seiner Kritik bestätigt. "Zu den Hauptreisezeiten war die Nachfrage auf den Hauptstrecken so stark, dass Züge nicht abfahren konnten. Und einige Bahngesellschaften – etwa die Metronom in Norddeutschland – haben die Fahrradbeförderung ausgeschlossen, weil sie dem Ansturm nicht Herr wurden", sagte Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. Das Chaos sei vorhersehbar gewesen und Folge eines politischen Angebots, ohne dafür über die nötigen Kapazitäten im Bahnverkehr zu verfügen.

Das Neun-Euro-Ticket wurde zum 1. Juni eingeführt. Bis Ende August gilt es jeweils monatlich in fast allen Verkehrsmitteln des ÖPNV.

(anw)