Neuralink: Elon Musks Firma hat gar keine Genehmigung für Versuche an Menschen

Seit 2019 kündigt Elon Musk an, dass Neuralink sein Brain-Computer-Interface "bald" an Menschen testet. Doch bislang hat die Firma dafür gar keine Genehmigung.

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(Bild: Neuralink)

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Obwohl Elon Musk seit 2019 mehrfach angekündigt hat, dass sein Unternehmen Neuralink "bald" Versuche seines Brain-Computer-Interfaces (BCI) an Menschen beginnen will, hat sich die Firma erst Anfang 2022 um eine Erlaubnis bemüht. Das berichtet Reuters und ergänzt, dass das Begehren abgelehnt wurde.

Die US-Arzneimittelbehörde FDA habe Dutzende Probleme aufgezählt, die vor der Aufnahme solcher Versuche behoben werden müssten, zitiert die Nachrichtenagentur sieben aktuelle und ehemalige Angestellte. Als am kritischsten werde demnach die Lithium-Batterie des Geräts eingeschätzt sowie die Gefahr, dass Teile des Geräts in andere Regionen des Gehirns wandern. Auch werde nicht beantwortet, ob und wie das Gerät entfernt werden kann, ohne dass Hirnschäden bleiben.

Solch eine Ablehnung der FDA bedeute nicht, dass Versuche an Menschen nicht später doch erlaubt würden, erklärt Reuters. Aber die Antwort der US-Behörde weise auf deutliche Bedenken hin. Auch ein Jahr später sei Neuralink noch dabei, auf diese einzugehen. Drei der anonymen Angestellten hielten es gegenüber Reuters für unwahrscheinlich, dass die Probleme rasch behoben werden könnten.

Das steht auch im Widerspruch zu Elon Musks Ankündigung von Ende November. Damals hatte er gesagt, dass Versuche an Menschen in sechs Monaten beginnen sollten – die Hälfte dieser Zeit ist bereits verstrichen. Musk hatte auch gesagt, der Großteil der erforderlichen Dokumente sei bei der FDA eingereicht worden. Deren Ablehnung erwähnte er nicht.

Die Schwierigkeiten mit der FDA beruhen vor allem auf der Praxis von Neuralink, für Durchbrüche und Entwicklungen "extrem ambitionierte" Zeitpläne zu erstellen, zitiert Reuters mehr als ein Dutzend ehemalige und aktuelle Angestellte. Musk setzt bei dem Unternehmen also auf den Führungsstil, für den bereits seine anderen Firmen SpaceX, Tesla und inzwischen auch Twitter berühmt und berüchtigt sind. Beim Geschäft mit medizinischen Geräten sind die Hürden aber besonders hoch und Reuters zitiert mit Kip Ludwig einen Ex-Chef der US-Biomedizinbehörde NIH mit den Worten: "Es sieht nicht so aus, als hätte Neuralink die Einstellung und Erfahrung, die für einen baldigen Markteintritt nötig ist." Alle in der Industrie hätten prophezeit, "sie werden in eine Betonwand krachen".

"Er kann nicht anerkennen, dass es hier nicht um ein Auto geht, das ist das Gehirn einer Person und kein Spielzeug", zitiert Reuters ein Urteil über Musk von einer weiteren anonymen Quelle aus dem Unternehmen. Die ausgebliebene Genehmigung von Versuchen ist derweil nicht das einzige Hindernis für Neuralink. Anfang Dezember wurden Vorwürfe bekannt, dass die Firma gegen US-Tierschutzvorgaben verstoßen haben soll. Innerhalb von vier Jahren hat Neuralink demnach mehr als 1500 Tiere für Experimente getötet, teilweise, ohne dass vorher überhaupt Experimente durchgeführt wurden. In diesem Zusammenhang gibt es auch Vorwürfe gegen das US-Landwirtschaftsministerium (USDA), das die Aufsicht vernachlässigt haben soll.

(mho)